Mittwoch, 4. April 2001

Nach 85 km spürte ich gestern Abend mal wieder die gastfeindlichkeit Tunesiens. In einer ländlichen Gegend kommt abseits der Hauptstraße Haus an Haus. Ich werde zwar zum Stopp wiederholt gezwungen, aber anstatt mir einen Schlafplatz anzubieten - wie dies in gleicher Situation in Marocco passiert wäre- gibt es nur lästigen Smalltalk. Auch als ich unbemerkt bis zu einem feistehenden Brunnen vordringe dauert es keine 20 Minuten bis ein "ständig Plabbererer" da ist und mich vertreibt.
Zuvor erfuhr ich in der Sendung WISO der Deutschen Welle aus Köln (Radio), das dem Neuen Markt (Börsensegment) 6%-Schritte in den X-ten Stock des Kellers schon nicht mehr ausreichen - jetzt müssen es schon 9% (oder 70% für Einzeltitel) sein. Binnen Stunden! (Die Postkarte auf die ich diesen Teil des Reiseberichts schrieb zeigt sarkastischerweise 2 Kamelköpfe mit der Sprechblase "Take it Easy"...)

Am frühen Morgen träume ich einen EXPO-Alptraum:
Ich öffne vorsichtig eine Türe zu einem Büro nur einen Spalt weit undschließe sie wieder ebenso vorsichtig, als ich sehe, das die Tipse telefoniert. Als sie fertig ist schmeist sie mich raus, ohne das ich mein Anliegen vorbringen kann. "Was mir einfallen würde zu lachen und zu sagen, das dauert ja wieder lange" meint sie obwohl sie ruhig war. Getroffene Kühe muhen vorsorglich aus schlechtem Gewissen, auch wenn sie gar nicht getroffen wurden...

Die Oase von Gabes ist nach all der Langweile zuvor eine Erfrischung für´s Auge. Ich bekam Möhrchen geschenkt und will diese nun zum Teil in einem Obstladen in Erdbeeren umtauschen - doch er mag nicht. Stattdessen krieg ich eine Tüte Erdbeeren gratis dazu.

Die 14 Tage Fahrt von Tunis zur lybischen Grenze sind quasi weniger wie 1 DM wert, denn es gibt von den tunesischen Eisenbahnen eine Karte für 19 Dinar. Die gibt 7 Tage freie Fahrt. Ich und das Rad kosten aber für nur eine Fahrt 18,5 Dinar!

Nach 60 km hatte ich dann die Wahl zwischen SUPERSTECH (Stechmücken) und SUPERSCHWITZ. Nach Mareth beschließe ich Richtung Jerba abzufahren um dem ewigen Gerolle (Autos, Mistkarren, Stinkmobile, Superroll=LKW´s) zu entkommen. Doch es rollt hier genauso. Also fahre ich eine unfertige, unasphalthierte Straße bis Sidi Makhlouf, wo mein Rad auf die Straße verfrachtet wird. Tunesische Gastfeindlichkeit. Ohne jeglichen Grund, ganz kurz bevor ich mit Schreiben dieser 6 Zeilen fertig war. Und für die Menschen hier gibt es keinerlei Unterschied zwischen Joghurt mit Früchten und aromatisierten Joghurt. Oft gibt es nur letzteren. Aber den Unterschied will man hier nicht verstehen. (Er liegt in der Natürlichkeit und im Geschmack) Für die ist alles "kifkif" (heißt gleich).
Interessant ist nur, das es gerade hier beide Joghurtarten gibt. Wo sie doch angeblich kifkif seien..