Samstag, 7. April 2001

Mittags werde ich zum Essen (vegetarischen CusCus, mein Lieblingsgericht dort) vor einem abseits gelegenen Haus eingeladen wo ich hielt um zu fragen ob ich Wäsche waschen könne. Ich kam darauf gerade dort zu fragen, da dort Wäsche zum trocknen hing. Dies vereinfacht die Kommunikation per Zeichensprache und zeigt, das der Haushalt eine Schüssel und Waschpulver haben muss.

Abend. Ich habe gerade in ziemlicher Einsamkeit meinen Schlafplatz eingerichtet und meine Spuren verwicht, als mich selbst hier ein Köter entdeckt und so lange kläfft, bis ich mich entschließe wieder aus dem Schlafsack zu krabbeln. Mehr brauchte ich nicht machen - jetzt läuft er weiter und kläfft nur noch 2 mal zum Abschied. Danach krabbeln nur noch Blattschneiderameisen über den Schlafsack. Am Morgen schleppen diese die Riesenkäfer weg, die ich nachts noch platt gemacht habe. Sorry liebe Tierfreunde.

Auf dem Damm (mit Brücke) nach Jerba mache ich kehrt, da die Insel genauso flach ist, wie die Halbinsel von der ich gerade komme. Aber so kann ich die Halbinsel vom Wasser aus sehen. Ich fahre weiter als ich ursprünglich vorhatte, da ich im Wasser einen riesigen Felsklotz in Fortgröße entdecke. Dem Geheimnis möchte ich doch auf den Grund kommen. Glücklicherweise liegt nach 60% des Dammes ein schönes Schiff mit einem Schild dran: "Ausflüge zur Kastellinsel" und meine Frage ist beantwortet, das Geheimnis gelüftet.

Ausnahmsweise beschließe ich mal ganz normal Essen zu gehen, da ich Heißhunger auf Lasagne a la Italia habe. Da ich dann aber a) kein Restaurant sehe und b) realisiere, das hier sicher alles nach Pepperoni schmeckt, lande ich doch bei Joghurt und Tuna aus dem Laden.

Meinen heutigen Schlafplatz erreiche ich am vermeintlichen Ende eines Sandweges schon um 19.00, da ich nicht gleich wieder den Dickrollweg zurück will.. Ich schau mir die Wellen an und träume 2 Träume: 64 (das war meine Fahradkuriernummer) und "Opa stirbt, Oma läuft mit mir in´s Meer hinein, nachdem kleine Sandflöhe über die Isomatte eine Straße gebaut haben." Ja, die Welt der Träume.

Es geht weiter zur lybischen Grenze. In dieses Land komme ich wie erwartet nicht rein als Fahrradeinzelfahrer. Mein Projekt ist also gescheitert.

Zurück durch die Einöde wollt ich nicht mehr per Rad. Aber mach das einem Leerrollfahrer ohne Landessprachkenntnisse begreiflich...
An der 2. Tunesischen Bullenstraßensperre gelingt es mir einen Combi-Taxifahrer zur Mitnahme zu überreden. Er will 20 Dinar bis Tunis. Das ist kaum mehr wie der Zug ab Gabes. Ich denke "Prima".. Doch bei der 3. Polizeisperre will er dann 20 bis zum nächsten Ort und 200 bis Tunis. Ich will aussteigen, was er aber auch nicht will.. Und so krieg ich die Fahrt bis 3 km vor den Ort gratis (nach Diskussion). Ab da soll ein Bus inklusive Rad auch 20 Dinar kosten. Als dann doch 25 verlangt werden legt ein Übersetzer die fehlenden 5 drauf. DANKE! Morgens um 5 bin ich da und kann schlafen.

Bevor ich zur Fähre zur Fähre (kein Schreibfehler!) komme, mach ich Halt bei einer Italia-Tunesia-Italia-Spedition um evt. Mein Rad als Beiladung transportiert zu bekommen. Der Chef kennt mich! Wir trafen uns zum ersten Mal am Flughafen vor 2 Wochen! So kann ich e-Mails lesen und Schreiben und er sendet ein mit seiner Digitalkamera gemachtes Bild an meinen Freund. Zu finden nun unter Bilder/Tunesien (rechts unten).

Und das beste: Dazu gibt er mir großzügige 70 Dinar für die Fähre..! Ich frage noch bei einer anderen Spedition, die wiederum von mir, von ihm wusste..

Da die Speditionen Tunesiens ein vielfaches des Fährpreises wollen frage ich bei Meyer & Meyer aus D-Land erst gar nicht nach. Aber auf der Fähre zur Fähre (die übrigens kostenlos zu benutzen ist. In Stoßzeiten fahren sogar 2 im Pendelverkehr) treffe ich den Bruder dessen Niederlassungschefs, der mir sogar mein algerisches Geld gewechselt hätte, das ich ja zuvor in aufwendiger Aktion am Flughafen wechselte.

Der Bruder des Chefs der 3. Spedition wechselt mir 70 Dinar in 105 DM + 4 Dinar (also 1,20DM mehr wie ohne den Wechsel) Bei einem Hotel bekomme ich für 12 Dinar 10 USD, die bei der Fähre als 13 zählen. Als mir dann an der Fähre doch auf einmal 2 Dinar "fehlen", brauch ich mich über deren Verbleib keine Gedanken zu machen, da ein anderer Reisender von sich aus 5 spendet.

Am Sammelplatz der Fahrzeuge sehe ich dann, wie viele per Trailer da sind und komme so auf die Idee zu fragen ob jemand mein Rad für die Überfahrt mit rein nimmt. Ich finde auch Jemanden, aber die Fährgesellschaft will NUN auch die 17 Dinar für´s Rad, wenn es in einem Trailer ist... Hätte ich vorher nix vom Rad gesagt wäre alles klar gewesen.. Man will mir nun mein Geld insgesamt zurückgeben und ich solle mir eine andere Fährgesellschaft suchen.. Das ist das gleiche, als wenn ich von Hamburg nach Köln fahren will und die DB sagt "fahren Sie doch mit einem anderen Bahnunternehmen!"..

Unmittelbar vor der Einschiffung versuchen Händler die letzten Dinars der Touristen zu kriegen und Motorradfahrer aus Italien sammeln für mich und bekommen immerhin 50 DM -darunter eine 20 USD-Note- zusammen.

Die Dinar, die ich jetzt noch habe kann ich so gerade in 16.000 Lire umtauschen, da es a) gerade 10 Dinar (Mindestumtausch) waren und b) mir ein Karavanfahrer aus Rahlstedt seine Umtauschquittung gibt. Ohne diese kann man nichts zurücktauschen. Bürokratie wo es geht. Überall auf der Welt.

Das Boot legt mit über einer Stunde Verspätung ab und der Sturm nimmt so stark zu, dass ich um die Ecke geblasen werde (im Schlafsack liegend) und um 3.00 Uhr nach innen flüchte, wo Lichtüberflutung herrscht. Kein Wunder, das bei dem Geschaukel einige nicht schlafen können und Seekrank sind... Ich hatte eine gute Grundlage im Magen, da ich rechtzeitig am Büffet war, als eine ganze Gruppe (italienische Armee oder Gendarmerieangehöriger) aß und einer mir eine Überzählige Essensmarke gab. Dafür bekam ich kostenlos Lasagne, Fritten, Käse, Brot, Fanta und dann auch noch die übrigen scharfen Nudeln eines anderen.

Zur Erinnerung: Auch schon in Alcerias, als wir nach Marocco rüber wollten war Sturm.



T U N E S I E N S
K Ü S T E
I S T D I E
L A N G W E I L I G S T E
R E G I O N,
D I E I C H J E
B E R E I S T H A B E!
Gefolgt von den Ebenen PAKISTANS und der Region zwischen dem Westen der USA und Chicago.

UND HIER DIE RANGFOLGE FÜR DIE INTERESSANTESTEN MEINER 34 REISELÄNDER: NORD-IRAN, USA, TSCHECHIEN, ALGERIEN, PAKISTAN.

DIE GASTFREUNDLICHSTEN LÄNDER: ALGERIEN, MAROCCO, NORD-IRAN, TUNESIEN, USA (in dieser Reihenfolge)

DAS UNFREUNDLICHSTE: MALLORCA

DIE UNSICHERSTEN: ALGERIEN, MAROCCO, TUNESIEN, USA, PAKISTAN, RUMÄNIEN, TÜRKEI, SPANIEN (in dieser Reihenfolge

DIE STINKENSTEN: TUNESIEN, PAKISTAN.

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© by Holger Halfmann & Jens Jacobsen 2001


In eigener Sache....
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Freue mich über Hilfe..

..da ich bisher immer nur ein halbes Jahr fahren konnte und dann zur Arbeit zurückfliegen musste, macht es Sinn, wenn ich ohne Unterbrechung durchfahren könnte.

Die sonst entstehenden Flugkosten sind höher, als die Lebenshaltungskosten vor Ort für ein halbes Jahr.

Daher bitte ich Sie um Spenden (so wie Sie es ermöglichen können, also egal ob 0,50 €, 1.-€, 10.-€ 50.-€ oder 100.-€ einmalig oder (besser) regelmäßig

Als Gegenleistung ist die Nutzung meiner Homepage kostenlos!
Ich finde die Bitte um Mitfinanzierung auch legitim; denn das Schreiben des Tagebuchs hat einen Gegenwert von mindestens 500.-€/Monat, wenn es mit nur 10.-€ /Stunde entlohnt würde. (Nicht gerechnet die Zeit, die man braucht um das zu erleben, was man schreibt...) Aber das die Bitte nach Mitfinanzierung in Deutschland auf taube Ohren stößt ist eben typisch deutsch.
Im Ausland habe ich da bessere Erfahrungen gemacht bei PERSÖHNLICHEN Kontakten.. (steht in diesem Tagebuch)

Comdirekt Konto 551227200 BLZ 20041133 von Holger Halfmann

Mittwoch, 4. April 2001

Nach 85 km spürte ich gestern Abend mal wieder die gastfeindlichkeit Tunesiens. In einer ländlichen Gegend kommt abseits der Hauptstraße Haus an Haus. Ich werde zwar zum Stopp wiederholt gezwungen, aber anstatt mir einen Schlafplatz anzubieten - wie dies in gleicher Situation in Marocco passiert wäre- gibt es nur lästigen Smalltalk. Auch als ich unbemerkt bis zu einem feistehenden Brunnen vordringe dauert es keine 20 Minuten bis ein "ständig Plabbererer" da ist und mich vertreibt.
Zuvor erfuhr ich in der Sendung WISO der Deutschen Welle aus Köln (Radio), das dem Neuen Markt (Börsensegment) 6%-Schritte in den X-ten Stock des Kellers schon nicht mehr ausreichen - jetzt müssen es schon 9% (oder 70% für Einzeltitel) sein. Binnen Stunden! (Die Postkarte auf die ich diesen Teil des Reiseberichts schrieb zeigt sarkastischerweise 2 Kamelköpfe mit der Sprechblase "Take it Easy"...)

Am frühen Morgen träume ich einen EXPO-Alptraum:
Ich öffne vorsichtig eine Türe zu einem Büro nur einen Spalt weit undschließe sie wieder ebenso vorsichtig, als ich sehe, das die Tipse telefoniert. Als sie fertig ist schmeist sie mich raus, ohne das ich mein Anliegen vorbringen kann. "Was mir einfallen würde zu lachen und zu sagen, das dauert ja wieder lange" meint sie obwohl sie ruhig war. Getroffene Kühe muhen vorsorglich aus schlechtem Gewissen, auch wenn sie gar nicht getroffen wurden...

Die Oase von Gabes ist nach all der Langweile zuvor eine Erfrischung für´s Auge. Ich bekam Möhrchen geschenkt und will diese nun zum Teil in einem Obstladen in Erdbeeren umtauschen - doch er mag nicht. Stattdessen krieg ich eine Tüte Erdbeeren gratis dazu.

Die 14 Tage Fahrt von Tunis zur lybischen Grenze sind quasi weniger wie 1 DM wert, denn es gibt von den tunesischen Eisenbahnen eine Karte für 19 Dinar. Die gibt 7 Tage freie Fahrt. Ich und das Rad kosten aber für nur eine Fahrt 18,5 Dinar!

Nach 60 km hatte ich dann die Wahl zwischen SUPERSTECH (Stechmücken) und SUPERSCHWITZ. Nach Mareth beschließe ich Richtung Jerba abzufahren um dem ewigen Gerolle (Autos, Mistkarren, Stinkmobile, Superroll=LKW´s) zu entkommen. Doch es rollt hier genauso. Also fahre ich eine unfertige, unasphalthierte Straße bis Sidi Makhlouf, wo mein Rad auf die Straße verfrachtet wird. Tunesische Gastfeindlichkeit. Ohne jeglichen Grund, ganz kurz bevor ich mit Schreiben dieser 6 Zeilen fertig war. Und für die Menschen hier gibt es keinerlei Unterschied zwischen Joghurt mit Früchten und aromatisierten Joghurt. Oft gibt es nur letzteren. Aber den Unterschied will man hier nicht verstehen. (Er liegt in der Natürlichkeit und im Geschmack) Für die ist alles "kifkif" (heißt gleich).
Interessant ist nur, das es gerade hier beide Joghurtarten gibt. Wo sie doch angeblich kifkif seien..

Montag, 2. April 2001

Doppelplatt hinten.

Ich falle wieder auf die Lehmwege rein!

FAZIT:
HAT ES WÄHREND DER LETZTEN WOCHE GEGOSSEN VERGEß LEHMWEGE!

Als ich einen alten Motorradreifen finde schlage ich der Fahrradindustrie erneut ein Schnäppchen: Ich trenne die Ränder mit einem vor Jahren auf einer anderen Biketour in Italien gefundenen scharfen Messer ab und füge die Lauffläche als 3. Gummi in meinen Vorderreifen ein. Wäre da nicht eine kleine Lücke hätte ich jetzt fast ein Schlauchloses Vorderrad.. Bin mal gespannt wie lang dies nun die Lebensdauer meines Reifeneigenbaus noch verlängert..

Und hier eine Warnung an alle, die auf das Cover des Cakes of Fruites auix Rosines hereinfallen. Hergestellt in Lybien in der Zone industrielle JEBEL EL OUST, Code Postal 1111. Die kandierten Früchte befinden sich wie so oft nur auf der Verpackung und sind nicht essbar. Angeblich wären die Früchte auf meine Reklamation hin "in der Mitte". Und so dauert´s lange, bis ich meine bezahlten 1700 zurück erhalte. Da ich jetzt viel Kleingeld habe wechsele ich in 1 Dinar-Stück - dachte ich.. Er gibt 5 in marokkanischer Währung. Das bemerke ich erst 10km weiter in

S-Fax, als ich eine 2. Dose Schokocreme kaufe, die dort über 1 Dinar weniger kostet als sonst wo. Mehr Inhalt für weniger Geld, wie in dem Laden, wo ich mit dem Geldwechsel betrogen wurde und zu dem ich jetzt wieder zurückfahre. Der Besitzer ist gerade nicht da und ich habe (verärgert) Zeit zum Nachdenken. Ich komme zum Schluss, daß der Besitzer mit mir spielte, denn anderseits gab er mir auch Zucker für eine Dattel und eine Erdnuss... Als der Besitzer zurückkommt setzt er das Spiel fort. Er hat schon ein Geldstück in der Hand aber läst es nicht fallen als ich meine Hand unter seine halte. Beim 2.ten Versuch landet die Münze im Gegenwert von 1,55 DM endlich in meiner Hand...

In S-Fax gibt es ein gutes System bezüglich der Geschäftsöffnungszeiten. Im allgemeinen gilt, das man in der Neustadt Sonntags schließt, während die Geschäfte in der Medina (Altstadt) am Montag geschlossen sind (heute). Eine Ausnahme bilden neben Tabakläden (und weiteren Ausnahmen) die Etablissimaets der hiesigen Herbertstraße : In einer verwinkelten Sackgasse bieten Frauen freizügige Blicke auf Ihre Körper und für wenige Dinar Ihre Dienste an.
Die Medina erreicht man durch 2 ebenerdige Haupttore oder durch mindestens 3 Nebentore, die nur über Treppen zugänglich sind.

Nach S-Fax geht die bekannte Oliveneinöde wieder los...

In Nakta sehe ich in einer Näherei eine Nähmaschine, die gleichzeitig 5 statt 2 Fäden verarbeitet...

Am Nachmittag wünsche ich mir erstmals, da kaum noch neues passiert, wieder bei meinem Bär in Hamburg zu sein, fernsehen und für INRA zu baggern. Die nächste Fähre nach Sizilien fährt Montag und heute ist Dienstag...

Rollsturm nach Rollsturm. Nicht endende Ebene. EIN ALPTRAUM!

Erklärung Rollsturm: Schnell vorbeibrausender LKW, der einen Luftsoog erzeugt..

© by Holger Halfmann & Jens Jacobsen 2001

Sonntag, 1. April 2001

Ab Chebba ist es wieder TOTLANGWEILIG -rechts, links, vorne, hinten -überall die gleiche stinklangweilige Olivenbaum-Einöde, flach, immer geradeaus, ermüdend, eben totlangweilig, wieso bloß Touriparadies??

Am Nachmittag hab ich die Schnauze voll und fahre wieder ab von der Hauptstraße zum Meer.

Wieder auf Asphalt bekommt mein von anderen bereits vor 1.800km weggeworfener Vorderreifen ein Loch, das ich mit einem Button (ohne Nadel) aus Marokko stopfe. Dort hatte ich auch den Originalvorderreifen nach hinten montiert und vorne 2 Leichen aufgezogen. Wieder zurück im Lehmweg muß ich diesmal feststellen, das dieser noch nicht trocken genug ist zum fahren...

FAZIT:
Hat es während der letzten 24 Stunden gegossen vergäßt Lehmwege!

Samstag, 31. März 2001

unter dem Vordach eines villenartigen Landwirtschaftsgebäudes, das -trotz seiner Größe nur 2 Fenster hat. Am Morgen finde ich neben meinem Kopf ein 10-Pfennig-Stück aus dem Jahre 1981, das seitdem dort zu liegen scheint.

Kurz vor 10 erschüttert dann wieder ein tränenrührender Rückblick der Deutschen Welle die Welt. Das Thema sind amerikanische Massaker Ende der 60er in China. Am Ende des Beitrags drückt sich zynisch die "Voice of America" in die DW und das Wort "Milosowich" fällt... Wie viel Leid haben die Yanks der Bevölkerung hier wieder zugefügt. Genauso wie Milosowich.

Ich fahre die meiste Zeit des Tages entland der Steinküste, so daß ich das Rauschen des Meeres immer hören und oft auch sehen kann... Kein Asphalt. Die Straße geht weiter im Landesinnern - ist also mal wieder falsch gezeichnet in der einfachen Tunesien-Karte. Kurz vor 15.00 Uhr tut meiner Seele der Frevel der Sägen weh und ich fahre zurück um zu erfahren weshalb in Sekunden das vernichtet wird, wozu die Natur 20 Jahre brauchte (und wieder brauchen wird). So komme ich zu Kartoffel-Cuscus und 5.5 Dinar Spenden. Einen Tageslohn der Waldarbeiter...

In Chebba Port gibt es einen Turm den man besteigen kann. Kurz bevor ich den Ort verlasse winkt man mir aus einem Imbiss zu und ich bekomme Tomaten-Lauch-Pepperoni-Salat (die Peperonie sortier ich aus) Sardinen, Brot, Fritten, Kohlsalat und 2-verschiedene Ei-Zubereitungen Diesmal war die Auftischung aber offenbar ein Missverständnis. Denn als ich mich verabschiede will er doch 2 Dinar (Normalpreis währen sogar 5 Dinar). Als ich erkläre, das ich gar nichts bestellt habe verzichtet er aber darauf... Als Gegenleistung hatte ich ohnehin schon 4 Reifen aufgepumpt...

Typisch Afrika:
Als ich heute Joghurt an einem Laden esse und die leeren Becher dem Laden zurückgebe fliegen sie gleich wieder raus auf die Straße.
Die erste Speiche ist jetzt auch wieder gebrochen. Schlafe im Zelt, das dicke Regentropfen auffängt und durchplatschen lässt...

--© by Holger Halfmann & Jens Jacobsen 2001--

Donnerstag, 29. März 2001

TUNESIEN per Fahrrad - EIN TAGEBUCH

Nach einem Brief an INRA-Deutschland, für die ich vor dieser Reise als Kontakter freiberuflich tätig war, geht es erst um 11:00 heute los. Eben Urlaub...
Dabei fällt mir ein, das ich in Algerien oft an Werbetafeln "INRAlgerie" vorbei fuhr.

In Tunesien sind Desinfektionswannen vor JEDEM Betrieb, der mit Tieren zu tun hat übrigens Standard. So badete ich meine Reifen eben auch bei einer Hühnertötungsanlage um Wasser zu besorgen. In einem konnte ich so waschen. Sowohl Haare und Achseln wie auch meine angesammelte Wäsche... Der Stop brachte mir zusätzlich 2,5 Dinar an Spenden. (Durch diese Web-Seite habe ich allerdings noch keine einzige bekommen . Aber vielleicht können SIE das ja ändern!...)

Im Gegensatz zu den beiden anderen MAGREB-Staaten ist Tunesien mit Ausnahme des äußersten NordWesten zum Radfahren langweilig.

Parallel zur GP1 führt eine mautpflichtige Autobahn. Ich kann nicht verstehen, wieso sie benutzt wird.

Ich bin hin + her gerissen, mit meiner(fast)wahren Algerien-Geschichte weiterhin Geld zu verdienen. Für´s erste habe ich es aufgegeben, aber es ist doch zu verlockend... Und so gelingt es auch nicht ganz ohne: In einer Pizzeria will ich bezahlen und erhalte mein Geld zurück. Wohl weil ich dem Wirt, zur Begründung, warum ich nichts trinken mag, eben doch meine Algerien-Geschichte erzählt habe... Er ist Algerier und schenkt mir noch eine Tüte mit Erdbeeren und Orangen...

Ich fahre zum Strand runter. Dort wollen sie die Touris für dumm verkaufen: An einem Ausfluß steht tatsächlich ein Schild "Regenwasser" in 5 Sprachen. Die Pfütze darunter stinkt aber penetrant nach übelster Kloake. In die gleiche Kategorie gehört die Tatsache, das es in jeder Stadt einen "Umweltschutzboulevard" gibt. Allein der Zusammenhang Straße und Umweltschutz schließt sich gegenseitig aus.

Ich fahre bis Mitternacht, da die gesamte Region Sousse/Monastir mittels Laternen verbunden ist. Ich schlafe in einem Rohbau, da es angeblich regnen soll. Und tatsächlich fallen einige Tropfen.

Am Flughafen frage ich nach der Flugverbindung Hamburg - Palermo, um noch eine Möglichkeit zu haben an die Italien-Karte zu kommen, wenn Jens -wie ich vermutete- die Italien-Karte nicht abgeschickt hat.

Jens hatte die Karte dann doch abgeschickt; aber die italienische Post hat kein Postabkommen mit der Deutschen und so ging die Karte "postwendend" zurück und kam nach meiner Rückkehr in D-Land wieder bei mir an -> siehe hierzu meine Meinungs-Beitrag "Kein Postabkommen - postlagernde Auslandspakete nicht möglich!"

Ich bringe es aber nicht über´s Herz, die anscheinend ausschließlich Deutschen Urlauber nach Geld zu fragen. Dennoch erhalte ich irgendwie ein halbes Baguette kostenlos. Touris fragen lass ich aber bis auf weiteres zumindest ohne direkte Gegenleistung. Wenn aber jemand Datteln für eine Spende haben möchte...

Um 15.00 Uhr zwingt mich ein 30- Minuten-Sturm zu einer Zwangspause.

In Mahdi, zu dem ich die letzten Kilometer durch einen Salzsee kam, als die Straße in´s Land abbog, kann man um eine Halbinsel herum fahren und durchfährt dann einen Friedhof. Statt des Boulevard "Enviroment" gibt es einen Place "Enviroment". Das kann schon eher angehen. Als ich nach einem Ersatzventil frage finde ich mein altes plötzlich wieder, das ebenso plötzlich wieder funktioniert.
Und der Radladen Musa findet eine zum Einbau benötigte Überwurfmutter.

Ich fahre ab von der Hauptstraße in Richtung Meer und verbringe die Nacht zum