Freitag, 5. Januar 2007

Freitag 5.1.2007 19. Tag auf Faial

Mittels Stromkabel als Verlängerung krieg ich nun auch die Deutsche Welle rein.

Die ersten 4 Bilder zeigen
Pico (9 km), Sao Jorge (39 km) und Graciaosa(85 km weit weg) .

Roberto erzählt mir, das er Peter eine Nachricht hinterlassen hatte. Diese hat mich nie erreicht.

Dann fahre ich zum Flughafen um den Parlamentspräsidenten, der hier auch die Gesetze unterzeichnet, zu treffen. Am Eingang wo mein Rad abgestellt ist wartet ein Parlamentsmitarbeiter mit den Tickets. Er erzählt mir das der Wahlprozess wie bei uns ist – einmal abgesehen davon, das der Parlamentspräsident hier auch vom Volk gewählt wird. Ein Interview mit Fernado Menezes gelingt und erfolgt erfolgreich: http://www1.de.indymedia.org/2007/01/166107.shtml (MP3 + Text + Übersetzung)

In der Snackbar Sabores Sublimes frag ich, ob ich die lokalen Nachrichten sehen kann und ob jemand (wegen Übersetzung) die nächste halbe Stunde da ist. Ein Gast bejaht, doch als ich mit meiner Erklärung fertig bin, sagt er das er gehen müsse...

Dann hat die Wirtin angeblich mittlerweile verstanden und will übersetzen. Doch als ich Sie dann danach ganz konkret frage muss sie arbeiten...

Dann mach ich die Anzeige wegen Robin, den ich nun zum x-ten male mit einem imaginären „Rene“ verwechselt habe. Ich beantrage die Strafanzeige nur zu verfolgen, wenn er erneut Straffällig werden sollte. Wer ist aber nur dieser Rene?

Im Municipal ist schon beim Empfang bekannt, wo ich hin muss und die Tür öffnet sich mir automatisch. Zuerst schecke ich meine E-Mail und stelle fest, das nun, nachdem TAP endlich kooperiert SALEWA sich quer stellt. Nachdem ich gestern auf meine Mail, in der ich das Problem vorstellte keine Antwort bekam, schrieb ich nochmal und fragte, ob nun meine 17-tägige Wartezeit, Arbeit und "Zusammenarbeit mit dem Parlament" ect umsonst war. Darauf erhalte ich wohl eher als Fehler (denn die Mail wird zurückgerufen, da war sie aber schon unterwegs) eine Mail, die meine Ansprechpartnerin bei SALEWA an einen Mitarbeiter senden wollte.... Darin werde ich als total verrückt bezeichnet und eine Zusammenarbeit fände wohl nur in meinem Kopf statt.. Der Mitarbeiter Marc solle doch nur mal auf meine (damals noch nicht gesperrte) Webseite schauen... Klar, wenn ich nicht selber betroffen wäre und erstmals mit der angeblichen Verfolgung von Antifaschisten IN DEUTSCHLAND konfrontiert würde, würde ich mein Gegenüber als unpolitischer Mensch auch als verrückt bezeichnen. So kontraproduktiv diese Reaktion auch ist, ich habe Verständnis für den oberfläschlichen Betrachter. Liebend gerne wäre ich in dieser brisanten politischen Situation verrückt und alles was TATSACHE ist wäre nicht wahr. Doch leider ist es eben nicht so!

Es wird gerade aus meinen Erfahrungen der letzten beiden Tage hier, wo meine Öffentlichkeitsarbeit Früchte trägt, im Vergleich mit dem Misserfolg meiner Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland während der letzten Woche vor meiner Flucht aus Deutschland, deutlich, dass das Problem hier auf den Azoren –weit weg von Deutschland- eher erkannt wird, als in Deutschland selber. Eine klare Bestätigung für meine Auswanderung.

Ich treffe wieder den Bürgermeister Joan Castro und überlege mit ihm zusammen, wie es weiter gehen soll. Er ist recht klug und lehnt deswegen meine Idee ab, das er vieleicht mal SALEWA anrufen solle, denn folgerichtig würde SALEWA auch ihn für verrückt erklären und es ihm gar nicht abnehmen, das er der Bürgermeister von Horta ist... SALEWA ist also anders zu überzeugen.










Ich gehe klar davon aus, das meine Kontaktperson bei SALEWA die aufschlussreiche CHRONIK auf meiner (damals noch nicht gesperrten) Webseite (heute daher auf http://www1.de.indymedia.org/2006/12/163960.shtml?c=on#c406213 dokumentiert) NICHT durchgearbeitet hat. Diese Chronik enthält einerseits Beweisfotos vom Tatort sowie von den Beschlagnahmten Materialien, die auf der Wache der Bundespolizei entstanden sind und andererseits ist sie von weiterführenden Links gespickt und mit Quellenangaben versehen. Zeitschriften wie der Spiegel und der Focus sind doch eigentlich in Deutschland allgemein anerkannte Medien, die wahrheitsgemäss und gewissenhaft recherchieren und eben nicht über verrückte unwahre Zusammenhänge berichten. Ich kann SALEWA nur eindringlich bitten, diese Chronik durchzuarbeiten, den darin enthaltenen Links zu folgen. Wäre alles was ich schreibe erfunden und gelogen würde Indymedia meine Chronik wohl kaum als Feature in die Mittelspalte aufgenommen haben, denn dorthin gelangen aussclieslich besonders gut recherchierte Artikel, was durch ein Moderatorenkollektiv kontrolliert wird.

Auch RTP Azores würde wohl kaum einen ungeprüften Filmbericht über die Gesamtproblematik (per Rad um die Welt, Neofaschismus in Deutschland und Festsitzen in Horta wegen Gepäckverlust durch TAP) machen. Um diesen Filmbericht zu machen hat RTP Horta –wie bei allen anderen Berichten- erst die Genehmigung von der RTP Azores Zentrale in Ponta Delgada / Sao Miguel einholen müssen. Diese Genehmigung wäre sicher nicht erfolgt, wenn auch RTP davon ausgehen würde, das alles erfunden sei von einem verrückten Deutschen. Dazu wurde der Filmbericht mittlerweile gleich 2 mal regional gesendet UND auch im Hauptprogramm in Portugal.

Auch die Zusasmmenarbeit mit dem Inspecto Economica, dem Parlament und dem Bürgermeister von Horta bzw seinem Sekretariat lässt sich doch ganz einfach mit Beweisfotos und eigene Recherche wie einem Telefonat von SALEWA mit dem Stadtverantwortlichen nachweisen.

Wäre die Angelegenheit nicht so politisch brisant und wäre ich nun nicht auf eine Zusammenarbeit mit “Europa’s gröstem Outdor-Ausrüster”, wie sich SALEWA selbst bezeichnet, einfach ANGEWIESEN, wäre es mir ja egal, wer mir glaubt oder nicht.
Letztlich muss ich nur an mich selber glauben, doch bei extremen Lebensweisen, wie der meinigen ist eine Zusammenarbeit mit Ausrüstern einfach unumgänglich.

Vieleicht sollte ich auch Globetrotter von der Sache wissen lassen, denn Globetrotter hatte ich zuletzt ja sogar als Sponsor gefunden. Wenigstens deren gesponserten Sachen (2 wasserdichte Taschen, Benzinkocher, Faserpelzjacke, Thermomatte) hatte TAP nicht verschlampt bzw beschädigt. TAP bedient sich übrigens eines Dienstleisters mit dem treffenden Namen “Ground Force”. Dort läuft einiges schief – daher die ganzen Probleme mit dem Gepäck.

Durch meine hartnäckigen Verhandlungen mit TAP gelingt es mir nun endlich im Gespräch mit Helena Sebastiao zu erreichen, das TAP “abschliesend” (wie es damals schon hies...) 1000 SDR’s (=1150 Euro derzeit) an mich auszahlt zur Schadensregulierung und nicht mehr auf Quittungen besteht wie bislang.

Möglicherweise war dieser Erfolg eben erst möglich, da sich höhere Stellen eingeschaltet hatten. Wer weiss es. Ein Fehler ist das allerdings nie! Schaden kann das nie! Das ist etwas was SALEWA vieleicht nicht verstehen kann, das hier bezüglich der Art und Weise, wie Dinge von statten gehen, am Rande von Europa eine andere Kultur herrscht, wie bei uns. Ich hoffe das SALEWA diese Zeilen hier nun gelesen und verstanden hat und das es nun zu einem Dialog zur eigentlichen Problemlösung (Zelt nach Horta) kommt!

Ich fahre zum Motorrad / Radladen mit dem Honda Schild in der Strasse links vom Rathaus, da meine Hinterradbremse nicht genug Bremskraft hat (ich hatte damals genauso wenig wie 2 Radläden erkannt, das die linke Bremsbacke durch das lösen von 2 Imbusschrauben näher an das Hinterrad bringbar ist..). Obwohl noch 20 Minuten Zeit bis zum Feierabend sind und ich die Arbeit selbst durchführen will, also nur Magura Blood + Spritze brauche, wird eine möglicherweise lebensrettende Hilfe abgelehnt. Erst durch langes insistieren stellt sich heraus, worin das eigentliche Problem liegt:

Ich werde schlicht und einfach vom Ladeninhaber abgelehnt. Wieder mal Missverständnisse:

1. ging der Ladeninhaber davon aus, das ich am Vortag den Feierabend um eine halbe Stunde herausgezögert hätte. Ich wollte lediglich eine Glühbirne kaufen, wuste aber nicht wie die Lampe aufgeht. Als ich verstanden hatte wie es ging, sagte ich das ich alles selber machen kann. Das wurde aber nicht akzeptiert. Ist das dann mein Problem? Meine Schuld? Ich hatte doch anderes angeboten! Da die Glühbirne dann letztenendes zudem gar nicht ausgetauscht wurde, kam ich auch nicht auf die Idee, absurderweise auch noch zu fragen, ob es was kosten würde. Es wurde schlieslich keinerlei Problem gelöst und ich bat nicht irgendwelche Arbeiten auszuführen. Ich konnte also niergens eine kostenpflichtige in Auftrag gegebene Arbeit mit irgendeinem positiven Ergebnis entdecken. Oder könnt Ihr das?

2. Bei meinem vorletzten Besuch ging es um eine Reklamation (ganz was böses hier – aber das muss Mensch erst mal wissen, das die Uhren hier GANZ anders ticken!!!). Ich hatte bei meinem ersten Besuch ein Moosgummi gekauft, das ich im Radladen MOTO HORTA (der aber in Flamengos ist..) in ein Lenkerband, das ich eigentlich haben wollte, unter Zuzahlung umtauschte. Dieses Lenkerband hielt aber nicht mit seinem Kleber hinten drauf. Bei meinem 2. Besuch verdoppelte ich das eingesetzte Kapital um es endlich dauerhaft haltbar zu machen, da mir vorgewurfen wurde, das ein Lenkerband von einer Fachwerkstaette angebracht werden müsse, was mir beim Kauf natürlich nicht gesagt wurde, denn Mensch wollte ja Feierabend machen statt Geld verdienen (zudem es mir auch neu ist, das zum Lenker umwickeln ein Fachbetrieb nötig ist..). Aber auch dieser teuer aufgebrachte Klebstoff löste sich wieder... Für eine 2. Nachbesserung war ich dann natïrlich nun nicht mehr bereit ein 3. mal zu bezahlen...

Der Ladeninhaber war jedoch zu Stolz mir in’s Gesicht zu sagen, worum es ging. Es ging letztlich darum, das erwartet wurde, das ich frage, ob es etwas kosten würde. Letztlich war es also wieder ein kulturelles Problem. Nur durch einen Mitarbeiter konnte ich es verstehen und mich beim Ladeninhaber entschuldigen, obwohl ich eigentlich meinerseits keine Schuld gesehen hatte, da für mich eine Nicht Berechnung von Reklamationen selbstverständlich war. Aber egal nun kenne ich den Fettnapf und ich entschuldige mich lieber anstatt mit jemandem in Unfrieden zu leben.

Die beiden folgenden Bilder zeigen, das es nun 3 Flaggen an meinem Rad gibt...

Nun aber nach Flamengos zu MOTO HORTA. Durch falsche Wegbeschreibung komme ich wieder unmittelbar vor Feierabend an. Wieder ist kein Mechaniker da. Dieser arbeitet nur Mo-Fr 10-17 Uhr. Aber es gibt Magura Blood. Ein wenig bekomme ich gratis. Doch ein Einfüllen ohne Spritze führt nur zum vollständigen Bremskraftverlust. Also bleibt mir bis Montag nur ein unicheres Rad...

Der Besitzer und alle Kunden geben an kein English zu können, was aber gar nicht stimmt. Wie in Frankreich WILL Mensch nicht English sprechen, da ja Portugisisch DIE Weltsprache ist. Das hat immer etwas mit Nationalstolz zu tun. Obwohl mir wieder gedeutet wird, das auf die Sekunde genau Feierabend gemacht werden muss, gelingt es mir die Situation zu entspannen und mit “Handkauderwelch” zu erklären, das English die noch wichtigere Sprache ist und ich als Weltreisender nicht alle Sprachen sprechen kann, deswegen English benutze. Und siehe da plötzlich ist eine Verständigung in English möglich.

Auch vor dem Laden entwickelt sich ebenfalls noch ein Small Talk über die Vor und Nachteile von Brems- und Schaltsystemen.

Ein Rennradler, der 100.000 km auf dem Buckel haben soll, ist von Hightech nicht zu überzeugen. In einem Punkt hat er natürlich Recht: Hightech ist zwar Wartungsärmer, doch wenn es mal ein Problem gibt, ist es nur schwer bis gar nicht behebbar.

Im Teatro Faialense sitzt neben dem ehemaligen Präsidenten von Portugal Dr Mariao Soares, Joan Castro. Soares geht in seinem Vortrag auch auf die kontraproduktive Rolle von Bush in Bezug auf den Weltfrieden ein. Gern hätte ich ein Interview mit ihm geführt, doch leider spricht er kein English und Joan mag nicht übersetzten. Aber einen Ausdruck des in portugisischer Sprache verfassten Teil meiner Webseite kann ich ihm geben. Auch mit anderen Gästen kann ich entweder gute Gespräche führen oder diese zeigen mir per Gestik ihre Bereitschaft an, eine Karte an den Ausenminister der Bundesrepublik zu senden. Wenn die Bundesrepublik Antifaschisten verfolgen lässt um im Ausland besser da zu stehen, dann soll dies genau nach hinten los gehen und das Gegenteil zum Resultat haben..


Bei Peter stelle ich erstaunt fest, das Roberto kein Zelt, wie am Morgen vereinbart, bei ihm abgegeben hat..


42,51 km in 2h30’46 Min, 16,9 Durchschnitt, 56 km/h Maximal, 586 Höhenmeter, Max. Hoehe 196 m, Durchschnittssteigung 3 %, Maximale Steigung 14 %