Sonntag, 15. August 1999

Ich habe heute ein Fragment aus meinem Tagebuch aus dem Jahr 1999 gefunden wo ich mit dem Great Millenium Peace Ride per Rad in Pakistan unterwegs war. Das war die Vorgängertour zu den Baltic Cycle Touren, an der ich 2008 teilweise auf der Fahrt nach Beijing beteiligt war.

1999 schrieb ich in Lahore am letzten Tag mit der Gruppe von der dort genauso wie in China schwierigen Kommunikation, da Fragen der Einheimischen nur in gebrochenem English gestellt werden können und diese dann nur ein-Wort antworten verstehen, was sich meist auf Yes or No beschränkt..

Weiter notierte ich:

"Gestern hatten wir "The Nation" - die größte English-Newspaper in Lahore- besuchen wollen, sind aber bei "The News" - größte Urdu-Zeitung in Pakistan- gelandet...

Der größte Teil der Gruppe ist dann nach Indien weiter gefahren und ich hab mein Rad reparieren lassen. Neu Einspeichung hinten und Justierung vorne für unter 5 DM. Ich hätte auch gerne die Felge gewechselt, aber hier hat alles englishe Maße und ist somit um 0,5 gößer - ein Reifenwechsel bedeutet also den Kauf eines neuen Bikes...

Am Vortag hatte ich mir zusammen mit dem kroatischen Girl (sehr nett) den ersten Film eines gerade begonnennen englishen Filmfestivals (Golden Eye, Mission Impossible ect) angesehen. Ohne Werbung und Namen - dafür unterbrochen von einer fantastischen Wasser-Show (Dancing Waters) und einer Disco "Laser"-Show der eher einfachen Art. In Lahore gibt es halt viele Sachen, die es sonst halt nicht in Pakistan gibt. Engl. Cinemas gibt es aber in jeder größeren Stadt. So kannst Du hier beispielsweise TOBLERONE (1) finden. Das Kino befindet sich in einem Unterhaltungskomplex mit einem european Style FUN-PARK. Unser croatisches Girl war zu müde, so daß ich am nächsten Tag noch mal hin muste - nur um zu erfahren, das Eintritt nur für Familien möglich sei.."

Hier fehlt leider das obere Viertel des Blatts..

"Danach waren wir zum Essen (Fisch) eingeladen. Am nächsten Morgen fehlten dann wieder einige Futteralien. Na ja - auch eine Art Entwicklungshilfe..

Jetzt fängt der Zug an zu rollen. Die Zeit: 10.00 Wenn der Zug Verspätung hat gibt´s halt mehr Geld für die Beschäftigten! Auf die Idee eine Prämie für "In time" zu zahlen kommt man nicht - auch wenn´s sinnvoller wär..

Ich kapier immer noch nicht, warum Menschen einen Ausweis brauchen - Tiere können jede Grenze einfach so passieren. - insbesondere Vögel. Ich will ein Vogel sein..

(Meine Tour endete in Pakistan, da die indische Botschaft in Islamabad ein kostenloses Visa, welches die Gruppe in Thearan erhielt, verweigerte und somit für mich keine Gleichberechtigung erkennbar war, die meiner Ansicht nach in einer Gruppe herrschen muß)

Die meisten Flüße und Rinnsale stinken hier zum Himmel, da man weder Abwasserklärung, noch Müllbeseitigung außerhalb der Städte kennt...
Gleiches gilt allgemein für die hygienischen Verhältnisse in den Straßen, Zügen, Busse, Essens und Getränkestände.

Ein Kasettenspieler (10 DM) gab seinen Geist gleich nach 1 Tag wieder auf. An einem "Jacobsen" Laden (=Elektrowerkstatt, mein 2004 verstorbener Freund hies so und so wie seine Wohnung sehen da solche Läden aus..) ließ ich dann den Motor für unter 2 € auswechseln.

Freitag, 18. Juni 1999

GMPR Teil 1 Türkei

1999 war ich involviert in die Ecotopia Radtour nach Bogda in der Nähe von Timosoara in Rumänien und lernte in unserer ersten Unterkunft - einem besetzten Krankenhaus in Amsterdam - Sigitas Kucas kennen, der mit dem Great Millenium Peace Ride unterwegs um die Welt war. Nun konnte ich mich ja nicht 2 Teilen, aber das war auch gar nicht nötig, denn einen Teil der Route kannte ich bereits von der Ostseeradtour 1994. So beschlos ich von Timosoara aus dann mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Syrien zu fahren und dort die Gruppe an der von Damaskus komenden AUtobahn zu treffen. Das Treffen gelang dann erst in Multan, Pakistan, aber bis dahin war ich im Geist des GMPR der Gruppe etwas voraus.


T Ü R K E I

In der Türkei wurde mein Rad einmal mit wehender Friedensfahne von einem Radpanzer zu einer Kaserne transportiert, da das übernachten im freien Gelände zu gefährlich sei. Es ging über Gaziantep-Adiyaman-Nemrut Dag-Malatya (550 km) nach Malatya bis hoch nach Erzurum (400km)

Ich musste in dieser grenznahen Stadt noch mein Iran-Visa abholen. Die Visabeschaffung leitet ich vom Konsulat in Budapest ein. Der dortige Konsularbeamte war sehr freundlich und gab mir noch einiges an Info und Kartenmaterial für Iran mit, da er selber im nächsten Jahr nach Deutschland reisen wolle.. Er ermöglichte mir weiter zu fahren statt 2 Wochen auf das Visa zu warten und selbiges nach Erzerum zu senden.

Davon war zwar noch nichts bekannt und ich konnte das Visa erst am nächsten Tag abholen. So gab´s noch Zeit einen kleinen Amusementpark zu besuchen und Fotos sowie erforderliche Kopien zu machen.

Da ich immer draußen schlafe und so in der Nähe des Konsulats schlief war dies meine schrecklichste Nacht in der Türkei. Kinder bekamen mit, wo ich schlief und begannen mich zu umlagern und schließlich zu steinigen. Ich mußte 2 mal umziehen..

Von der Grenzstation beim Berg Arat sandte ich einen Brief an meine Heimatzeitung (Geburtsort Neuwied/Rheinzeitung), der dort zu einem Artikel führte.

Internet fand ich bei den Universitäten in den großen Orten auf meiner Route.


Samstag, 30. Januar 1999

INSELN DER ZEIT

VENEZUELA FÜR

INDIVIDUALTOURISTEN

von Holger Halfmann

Über 5000.- DM für 3 Wochen
Venezuela sind keine Seltenheit
bei Reiseveranstaltern, die sich
dem Abenteuer- und Erlebnis-
urlaub verschrieben haben.

Wesentlich preiswerter und aben-
teuerlicher läst sich dieses vol-
ler Naturwunder steckende Kari-
bikland ohne Pauschalprogramm
erkunden.

British Airways bietet mit unter
1.000 DM die damals günstigste
Flugverbindung zum Festland
Venezuelas an.

Vom Zielflughafen CARACAS kommt
man für umgerechnet etwa 1.-DM
in die Stadt, wenn man den Bus
benutzt, der alle halbe Stunde
pendelt.

Interessant sind die vielen
Kunstmuseen und das Naturkunde-
museum, die ebenso wie das mit
ca 15.-DM preiswerte Hotel
„LEMON“ zu Fuß von der modernen
Metrostation „Belles Artes“ zu
erreichen sind.

Einen Besuch wert ist auch das
Kolonialmuseum.

Eine Besteigung des Stadtbe-
grenzenden Pico Oriental bzw. des
Avila ist -insbesondere im Ab-
stieg- sehr fordernd und wegen
der noch fehlenden Akklimation
eher bei der Rückkehr in die
Metropole zu empfehlen. Die An-
strengung wird dann durch eine
grandiose Rundumsicht belohnt.

Die hinaufführend Seilbahn ar-
beitet genauso wie Ihr Kollege
in Merida seit 20 Jahren schon
nicht mehr, auch wenn dies ein-
schlägige Literatur suggeriert!!

Von dem außerhalb der Millionen-
stadt liegenden Busbahnhof star-
tet man am besten um 10.30 am
per Überlandbus in das 720 km
entfernte SAN FELIX, von woaus
es in gleicher Art und Weise
weiter in Richtung St Elena an
der brasilanischen Grenze geht.

Für diese Landestypische Beför-
derungsart zahlt man weniger als
20.-DM!

Mann steigt aus in San Francisco
de YURUANI und muß sich von hier
aus einen Jeep organisieren, der
einen bis zum Indianerdorf PARA-
TEPUI bringt. Ggf kann man auch
versuchen zu trampen.
In PARATEPUI kann man sich einen
Indio „mieten“ der gleichzeitig
als Träger und Führer fungiert.

Und nun beginnt das -bei sehr
guter Kondition 5 sonst 6-tägige
Abenteuer- der Besteigung des
ROIRAIMA-Tepuis fern ab jeg-
licher Zivilisation!

Am 1. Tag geht man in ca 6 Stun-
den bis zum KUKENAN-Fluß, oder
erreicht nach 10 Stunden bereits
das Basislager.

Am darauffolgenden Tag steigt
man bis auf 2.900 Meter über ein
steiles Felsband und durch Re-
genwald an den Senkrechten Wän-
den nach oben. Ein einmaliges Er-
lebnis! Aber noch nichts gegen
die vollkommen unwegsame Zauber-
welt des Tepuis, den man am da-
rauffolgenden Tag erkundet!

Es existiert hier eine endemische
Tier und Pflanzenwelt einmaliger
Schönheit in Verbindung mit den
absonderlichsten Sansteinforma-
tionen. Selbst Wissenschaftler
haben sich hier schon verlaufen...

Mit dem Führer jedoch kann man
über Kristallfelder hinweg bis
zur Grenze zwischen Venezuela/
Guyana und Brasilien vordringen.

Überall gluckst und gluckert es;
Planzeninseln schauen aus klaren
und flachen Seen heraus in denen
sich die Wolken spiegeln.

In den Monaten Juni und Juli ist
der Kukenan überhaupt nicht
überquerbar und auch in den
beiden darauffolgenden Monaten
ist die Tepui-Erkundung wegen der
Regenzeit nur eingeschränkt möglich.

Atemberaubende Natur bietet neben der Gran Sabana, aus der die Tepuis wie in Nebel gehüllte Tempel aufsteigen auch der Rest des Nationalparkes Canaima.

Immerwieder findet man Wasser-
fälle. Touren auf Dschungelflüs-
sen bucht man am besten am Flug-
hafen in LAGUNA DE CANAIMA.

Mit etwas Zeit ist eine Vorbuch-
ung von Flügen nicht erforder-
lich; die Zeiten werden ohnehin
seltenst eingehalten.

Bleibt man 3 Wochen im Land be-
sucht man noch die CUEVA el
GUACHARO in CARIPE, die längste
Tropfsteinhöhle Südamerikas.

Am Abend kommen die in der Höhle
lebenden Huhngroßen Guaracho-Vögel zur Nahrungssuche aus der Höhle. Danach kann man die offene Höhle -den nötigen Mut vorausgesetzt- auch alleine erkunden ohne Gefahr zu gehen entdeckt zu werden. Nach ca 1 km wird die Höhle enger und nur wenige der sich mit Echolotpeil
ung orientierenden Vögel verirren sich in diesen somit stillen hinteren Teil. Ein Stückweit kann man sogar in dem klaren Höhlenbach waten bis ein weiter-

es Vordringen den Höhlentauchern

vorbehalten bleibt. Auf dem Land-

weg geht es allerdings noch ein-

ige Meter weiter in die geheim-

nisvoll schillernde Zauberwelt...

Mit etwas Orientierungssinn fin-

det man alleine wieder heraus.

Offiziell darf die Höhle nur mit

Führer erkundet werden, was das

Abenteuer jedoch schmälert...

Zum Abschluß entspannt man sich

noch etwas auf der Halbinsel

PARIA.

Einen der schönsten Strände mit

einer Natursteinbrücke findet

man dort in CARUPANO.

Dorthin gelangt man per Bus um

6.00 morgens und 12.00 mittags

bis St Antonio de Golfo und

weiter per Anhalter (üblich ist

es dem Fahrer einige Bolivar zu

geben, was man beim einsteigen

aushandelt; das Trampen ist da-

her einfach und dient beiden

Seiten!).

Zurück nach CARACAS geht´s

wieder per Bus um 9.00am.

Literaturtip: Inseln der Zeit -

ein GEO-Expeditionsbuch

Kurzführer CARACAS:

Museen findet man, wenn man nach

den folgenden Orten fragt:

-Museo de Arte Contemporaneo

-Museo de los ninos

-Museo de Arte Colonial / Avenida

Pantheon

sowie in unmittelbarer Umgebung

des Hilton Hotels!