Donnerstag 29.05.2008 / 99. Tag / 11. Tag in Kirgistan
Ich hätte auch dort schlafen können, aber aus den am 23.05. genannten Gründen lehne ich ab. Ich schlug mein Zelt nach 1,5 km am Ortsrand auf.
5 Uhr 5 Grad - Dick eingemummt pack ich mein Zelt bei noch klarem Wetter ein. Durchschnittssteigung 3 % im Hochtal bis AK BOSOGO (2.735 m)
Ich bereite meine 2. Tourenbeschreibungskarte für den harten Einsatz vor. Die besonders beanspruchten Ecken werden abgeklebt. Wird das nicht gemacht dringt dort Wasser ein nach 30 Tagen Benutzung. das zieht natürlich die Kinder an und AMANSER (11) läd mich spontan zum Frühstück ein. Das nehme ich an, denn es gibt nur privat Smetana!
Die Schlafutensilien werden tagsüber in ein Wandregal verstaut. Es ist mit einem farbenfrohen Tuch mit prächtigen großen Blumen teils verhangen. Immer Frühling! BAKI (30) sitzt mit am Tisch. Er hat keinerlei Haare auf dem Arm und einen wunderbaren Igelteppich auf dem Kopf. Der junge Amanser ist noch so unvoreingenommen, das er mir auf die Toilette folgt und beim Pinkeln zuschaut. MIR ist es egal.
Nach dem Ort geht es durch eine Engstelle, (Quelle links durch den Bach) rein in die Bergwelt! Ab 2.850 m lösen Jurten und Bauwagen feste Häuser ab und ich lehne ein weiteres mal eine MFG ab, während ein Junge mich auf seinem Rad ohne Licht und Schaltung begleitet. Seine Hose ist zerrissen und genäht, wie ein paar meiner Sachen auch. Als wir sein zu Hause erreicht haben, verabschiedet sich mein Kurzzeitfreund.
2.960 m über Normalnull und 33 Grad! Kein Platz mehr für Jurten.
3.002 m - kalter Wind schickt das Quecksilber auf 25 Grad, eine weitere MFG abgelehnt - obwohl offener Laster..
12 Uhr - 14 Tages-km, 426 Höhenmeter - 600 kommen noch. Erstmal Honig, Brot und Smetana! Mein I-Pod nuckelt am letzten Saft, das Papier am letzten des letzten Kulis. Währenddessen bewegen sich 3 Trucks - wovon 2 nach verbranntem Gummi riechen - und ein Kirgise zu Pferd, talwärts. Auch der 2. APC-Powerpack hat nun den gleichen Fehler, wie der 1. und mein Innenzeltreißverschluß macht große Probleme beim Schließen von Innen. Bob von Asperen zu Wasserrauschen. Gefolgt von Prodigy.
Seit Tagen begeistert mich die Idee für 2010 einen Regisseur (Fatin Akin, Dieter Wedel oder den von Erdbilder) wiederum dazu zu begeistern einen Kinofilm mit Bildern dieser Reise zu drehen oder mir eine Kamera mitzugeben.
Ab der Mittagsrast sehen wir die Paßhöhe. Nächste Quelle auf 3.075 m zur Linken. Alle 75 Höhenmeter eine Steigungs/Sonnenpause (bis zu 15 %) Auf 3.100 m doch noch eine einsame Jurte und in der ersten Kehre (3.150 m) noch eine Bauwagenfamilie. 2. Kehre auf 3.177 m. Guter Anlaß die eben selbst aufgestellte Regel zum 2. x zu brechen... 3. Kehre 3.228 m. Minniwirbeksturm (1 m).
VORSICHT: Kurz vor der 4. Kehre (3.255 m) ROLLSTEINE! Auf 3.300 m dann überraschenderweise 2 bewohnte Häuser. Am Schnupfen und Schleim ausspucken heute, merke ich, das ich mir an dem "Regentag" doch eine leichte Erkältung geholt habe. Das erklärt auch meinen erschöpften Zustand an dem betreffenden Abend.
Kehre 5 auf 3.359 m, 168 km seit OSH. Genau zwichen dem gelben und dem blauen Truck (auf einem Bild) in Sarah´s Buch greift ein Truckfahrer zum Händy um ein Bild von mir zu machen.
Kehre 6 auf 3.390m, 16 Grad (Anziehen! 3.403 m - 14 Grad - Club Sounds Titel 1 "FREE")
3.436 m vorletzter Strommast vor dem Horizont, Schneerest, Kehre 7, Jraduuss Akustisch. Schluß! Regenguß am Hauptkamm.
3.483 m: Kehre 8 - Anscheinend ist Schrott nun besser in Kirgistan zu verkaufen, denn mir begegnet der erste Schrottlaster. Sarah schrieb noch "hauptsächlich Schrottlaster auf dem Weg NACH China".
4 Stunden habe ich gebraucht für 500 Höhenmeter. Mein VDO zeigt 100 weniger wie die Paßhöhe. Spaziergang auf 3.722 m. Schöne Blicke auf die Pamirkette! Den Steinberg zu besteigen geht nur mit Bergschuhen. Sogar 2 Touristengruppen sehe ich am Paß. Russen und Franzosen.
Nun geht es erstmal runter auf 3.382 m. Genau da "unten" baue ich mein Zelt in einer Windstillen Senke auf und schlafe erschöpft bis 3 Uhr, als mich ein paar Spritzer Dünnpfiff in der Hose wecken. Wohl zu viel Smetana.
Heute waren es 940 Höhenmeter mit 5 % Durchschnittssteigung und 15 % Maximal. 25,85 km
RÜCKBLICK: Sowohl Segitas als auch Sylvianne wollen mich immer ändern und nicht so akzeptieren, wie ich eben bin. Ich antworte mit den Lablese aus Köln: Nimm mich doch so wie ich bin. Denn mich zu ändern,, das hat keinen Sinn. Keiner von uns hat sich selber gemacht. Ich bin wie ich bin - hab meinen eigenen Kopf - genauso wie Du - nur Dir fällt es nicht auf!
Wenn ich die Temperaturen hier oben auf die unten umrechne bin ich zwar mittlerweile sicher NACH China per Rad zu kommen, aber nicht mehr ob auch durch China.. Zunächst werde ich es bei über 40 Grad mit Lesen im Schatten von 10 - 17 Uhr versuchen...