Samstag, 31. März 2001

unter dem Vordach eines villenartigen Landwirtschaftsgebäudes, das -trotz seiner Größe nur 2 Fenster hat. Am Morgen finde ich neben meinem Kopf ein 10-Pfennig-Stück aus dem Jahre 1981, das seitdem dort zu liegen scheint.

Kurz vor 10 erschüttert dann wieder ein tränenrührender Rückblick der Deutschen Welle die Welt. Das Thema sind amerikanische Massaker Ende der 60er in China. Am Ende des Beitrags drückt sich zynisch die "Voice of America" in die DW und das Wort "Milosowich" fällt... Wie viel Leid haben die Yanks der Bevölkerung hier wieder zugefügt. Genauso wie Milosowich.

Ich fahre die meiste Zeit des Tages entland der Steinküste, so daß ich das Rauschen des Meeres immer hören und oft auch sehen kann... Kein Asphalt. Die Straße geht weiter im Landesinnern - ist also mal wieder falsch gezeichnet in der einfachen Tunesien-Karte. Kurz vor 15.00 Uhr tut meiner Seele der Frevel der Sägen weh und ich fahre zurück um zu erfahren weshalb in Sekunden das vernichtet wird, wozu die Natur 20 Jahre brauchte (und wieder brauchen wird). So komme ich zu Kartoffel-Cuscus und 5.5 Dinar Spenden. Einen Tageslohn der Waldarbeiter...

In Chebba Port gibt es einen Turm den man besteigen kann. Kurz bevor ich den Ort verlasse winkt man mir aus einem Imbiss zu und ich bekomme Tomaten-Lauch-Pepperoni-Salat (die Peperonie sortier ich aus) Sardinen, Brot, Fritten, Kohlsalat und 2-verschiedene Ei-Zubereitungen Diesmal war die Auftischung aber offenbar ein Missverständnis. Denn als ich mich verabschiede will er doch 2 Dinar (Normalpreis währen sogar 5 Dinar). Als ich erkläre, das ich gar nichts bestellt habe verzichtet er aber darauf... Als Gegenleistung hatte ich ohnehin schon 4 Reifen aufgepumpt...

Typisch Afrika:
Als ich heute Joghurt an einem Laden esse und die leeren Becher dem Laden zurückgebe fliegen sie gleich wieder raus auf die Straße.
Die erste Speiche ist jetzt auch wieder gebrochen. Schlafe im Zelt, das dicke Regentropfen auffängt und durchplatschen lässt...

--© by Holger Halfmann & Jens Jacobsen 2001--

Donnerstag, 29. März 2001

TUNESIEN per Fahrrad - EIN TAGEBUCH

Nach einem Brief an INRA-Deutschland, für die ich vor dieser Reise als Kontakter freiberuflich tätig war, geht es erst um 11:00 heute los. Eben Urlaub...
Dabei fällt mir ein, das ich in Algerien oft an Werbetafeln "INRAlgerie" vorbei fuhr.

In Tunesien sind Desinfektionswannen vor JEDEM Betrieb, der mit Tieren zu tun hat übrigens Standard. So badete ich meine Reifen eben auch bei einer Hühnertötungsanlage um Wasser zu besorgen. In einem konnte ich so waschen. Sowohl Haare und Achseln wie auch meine angesammelte Wäsche... Der Stop brachte mir zusätzlich 2,5 Dinar an Spenden. (Durch diese Web-Seite habe ich allerdings noch keine einzige bekommen . Aber vielleicht können SIE das ja ändern!...)

Im Gegensatz zu den beiden anderen MAGREB-Staaten ist Tunesien mit Ausnahme des äußersten NordWesten zum Radfahren langweilig.

Parallel zur GP1 führt eine mautpflichtige Autobahn. Ich kann nicht verstehen, wieso sie benutzt wird.

Ich bin hin + her gerissen, mit meiner(fast)wahren Algerien-Geschichte weiterhin Geld zu verdienen. Für´s erste habe ich es aufgegeben, aber es ist doch zu verlockend... Und so gelingt es auch nicht ganz ohne: In einer Pizzeria will ich bezahlen und erhalte mein Geld zurück. Wohl weil ich dem Wirt, zur Begründung, warum ich nichts trinken mag, eben doch meine Algerien-Geschichte erzählt habe... Er ist Algerier und schenkt mir noch eine Tüte mit Erdbeeren und Orangen...

Ich fahre zum Strand runter. Dort wollen sie die Touris für dumm verkaufen: An einem Ausfluß steht tatsächlich ein Schild "Regenwasser" in 5 Sprachen. Die Pfütze darunter stinkt aber penetrant nach übelster Kloake. In die gleiche Kategorie gehört die Tatsache, das es in jeder Stadt einen "Umweltschutzboulevard" gibt. Allein der Zusammenhang Straße und Umweltschutz schließt sich gegenseitig aus.

Ich fahre bis Mitternacht, da die gesamte Region Sousse/Monastir mittels Laternen verbunden ist. Ich schlafe in einem Rohbau, da es angeblich regnen soll. Und tatsächlich fallen einige Tropfen.

Am Flughafen frage ich nach der Flugverbindung Hamburg - Palermo, um noch eine Möglichkeit zu haben an die Italien-Karte zu kommen, wenn Jens -wie ich vermutete- die Italien-Karte nicht abgeschickt hat.

Jens hatte die Karte dann doch abgeschickt; aber die italienische Post hat kein Postabkommen mit der Deutschen und so ging die Karte "postwendend" zurück und kam nach meiner Rückkehr in D-Land wieder bei mir an -> siehe hierzu meine Meinungs-Beitrag "Kein Postabkommen - postlagernde Auslandspakete nicht möglich!"

Ich bringe es aber nicht über´s Herz, die anscheinend ausschließlich Deutschen Urlauber nach Geld zu fragen. Dennoch erhalte ich irgendwie ein halbes Baguette kostenlos. Touris fragen lass ich aber bis auf weiteres zumindest ohne direkte Gegenleistung. Wenn aber jemand Datteln für eine Spende haben möchte...

Um 15.00 Uhr zwingt mich ein 30- Minuten-Sturm zu einer Zwangspause.

In Mahdi, zu dem ich die letzten Kilometer durch einen Salzsee kam, als die Straße in´s Land abbog, kann man um eine Halbinsel herum fahren und durchfährt dann einen Friedhof. Statt des Boulevard "Enviroment" gibt es einen Place "Enviroment". Das kann schon eher angehen. Als ich nach einem Ersatzventil frage finde ich mein altes plötzlich wieder, das ebenso plötzlich wieder funktioniert.
Und der Radladen Musa findet eine zum Einbau benötigte Überwurfmutter.

Ich fahre ab von der Hauptstraße in Richtung Meer und verbringe die Nacht zum