Dienstag, 29. Juni 2004

VI Alptraum

Meine Großeltern waren bei mir und wollten in den Zirkus. Da Sie kein Geld dabei hatten gab ich Ihnen meine Kontonummer. 449 € wurden abgebucht. Diese wollten Sie dann aber nicht zahlen da Sie es angeblich nicht geschafft hatten. Mein Freund fuhr darauf zu Ihnen und kam ohne Geld zurück, da es 2 Meinungen dazu gäbe. Ich stellte mittlerweile am Kontoauszug fest, das das Geld um 19.53 abgebucht wurde. Sie waren also rechtzeitig da! Hatten also nur keine Lust mehr. Also ein Grund mehr das Sie zahlen müssen. Ich fahre zu den Großeltern und fordere gleich die Hälfte, da die ja unstreitig ist.

Sonntag, 27. Juni 2004

Teils unlogischer Durcheinandertraum

Ich habe eine Versicherung für 10 mal falsch waschen abgeschlossen. Ich komme darauf da ich nach dem Spielen an einem Spielautomaten an dem ich 10.000 cent Stücke gewann (10 €…) träume eine Waschmaschienenreperatur zahlen zu wollen. Bei der Frage nach dem wie viel sagt der Agent, das es ja schon bezahlt sei durch meine Versicherung. So stellt sich heraus das ich statt meiner Versicherung gegen 10 mal falsch waschen a 48 cent eine für 10 mal Waschmaschienenreperatur für 48 € abgeschlossen habe. Das heist der Agent hat es falsch gemacht und ich soll jetzt dafür büsen, denn das umschreiben soll mir 480 € Verlust bringen wenn ich es gleich machen will, da ich am 2. July ja endlich wegfahren will. Der Agent rechnet mir vor, das dies die Strafzinsen wären bei sofortiger Kündigung. Er müste erst die 3 Monate Kündigungsfrist abwarten dann könne er es umschreiben. Das ginge aber natürlich nur, wenn ich DANN unterschreiben würde. Ich könnte also wieder nicht wegfahren. Und das wegen seines Fehlers! Ungerecht. Alles fragen und betteln ob das nicht mein Freund unterschreiben könnte oder ich eben heute schon nutzt NICHTS.

Donnerstag, 24. Juni 2004

Kirchentagstraum

Fix und fertig wache ich auch heute wieder aus einem Alptraum auf.


Kirchentag.

Was ich vor der gleich beginnenden Traumerzählung geträumt habe weiß ich nicht mehr so genau.

Ausnahmsweise ist Jens (mein schwuler Freund der mich normalerweise bei solchen Großereignissen im Stich läst) dabei. Er ist immer langsamer wie ich bei der Fortbewegung mit dem Rad, da er Grundsätzlich verbotener weise auf dem Bürgersteig fahren muss. Oder weil er Älter ist. Weil er müde ist. Weil er Übervorsichtig ist. Weil er grundsätzlich an der letzen Ampel hängensgeblieben ist. Legale Stände bei Kirchentagen kriegt man nicht als politische Einzelperson, wenn man davon Leben will. 10 Jahre habe ich drum gekämpft mit immer dem gleichen Ergebnis. Gegen die Betonköpfe kommt man nicht an. Entwerder man wird auf den Markt der Möglichkeiten verwiesen, dessen Anmeldefrist längst abgelaufen ist oder für den man zu zehnt sein muss. Oder man wird auf die Kirchentagsbuchhandlung verwiesen, bei der man nicht selber verkaufen kann. Die Stadt verweist wiederum auf die Kirchentagsleitung, da Sie alle Flächen an selbige vermietet hätte. Selbst Margot Käsmann als damalige Kirchentagspräsidentin und heute in noch höherer Position hatte sich Erfolglos für mich eingesetzt. Ein Kampf gegen Windmühlen. Nur der illegale Standaufbau auf gerade Wohl bleibt über.

Bei Kirchentagen ist es für einen illegalen Standaufbau wichtig zu wissen, wo die Massen wann verweilen werden. Bei 1000 Veranstaltungen nicht so einfach. Oder man muss sich einen Platz suchen der etwas abseits ist, an dem aber alle mal vorbeikommen, wie die Grünanlage zwischen Brandenburger Tor und Bundestag. Der Kirchentag ist aber jedes Jahr in einer anderen Stadt.

Bei diesem Kirchentag jedenfalls ist es so das wir irgendwie wussten welcher Ort als nächstes zum Anziehungspunkt wird. Ich wusste irgendwie das es einen Aufzug zu dem hoch gelegenen Ort gab in dem wir auch unsere Räder transportieren konnten. Da es bei solchen Großereignissen zudem wichtig ist rechtzeitig VOR dem Eintreffen der Masse mit dem Standaufbau fertig zu sein, aber auch nicht zu früh, da man dann ungenutzte Zeit hat und das Risiko, das die Behörden „rechtzeitig“ reagieren können steigt, trieb ich meinen Freund an „ Ich weiß wie wir da hoch kommen und ich nehm Dich mit hoch, wenn Du gleichzeitig mit mir am Aufzug bist!“

Der Fahrstuhl hatte 2 Kammern für je ein Rad und einen Fahrgastraum. Oben angekommen stand neben einer Verkehrsinsel eine Gruppe im Kreis auf der Straße und sang. Wir stellten uns dazu und ich überlegte wo es am sinnigsten ist den Stand aufzubauen. Eine ebenso schwere Entscheidung. Steht man in den Massen zertrampeln die Leute Deine Sachen oder stehen davor ohne zuschauen. Verhindern das Leute die schauen wollen den Stand wahrnehmen oder dorthin gelangen. Die Gratwanderung ist schmal. Schon das schwierige Erreichen kann einen potentiellen Kunden zum Nicht-Kunden werden lassen. Steht man hingegen zu Abseits rennen alle Vorbei – ebenfalls ohne Dich wahrzunehmen. Auch hier muss es also die richtige Mischung sein.

Ich beginne auf der Verkehrsinsel meine Sachen auszurichten. Jens ist wie immer sofort weg. Small Talk. Dann ist er gar ganz weg. Eine total typische Erfahrung. Wenn man ihn am dringensten braucht ist er völlig weg. Beim Aufbauen werde ich von potentiellen Kunden angesprochen. Nächste Entscheidung: Allein weiter Aufbauen und zu spät fertig werden und den Kunden verlieren, denn die meisten Kunden müssen ständig aufmerksamst beobachtet werden damit es zu einem Kaufabschluss kommen kann. Oder eben sich um den Kunden kümmern und zu spät fertig zu werden. Ich versuche wieder beides miteinander zu Verbinden. Kümmere mich erst um den Kunden. Der braucht natürlich ewige Zeit zum Entscheiden. Da bau ich weiter auf. Bislang ohne Kaufabschluss. Währenddessen treffen die Massen ein. Links ist plötzlich ein Hutstand mit Zelt. Auch schlecht, da er zu offensichtlich ist. Er wird von den Behörden mit hoher Wahrscheinlichkeit gesehen.

Ein Windstoß hat meine Buttonvorlagen weggeblasen. Als ich Sie wiederhole sehe ich das die Gruppe die ich ja als potentiellen Käufer gerade nebenbei bediene im Aufbruch ist. JETZT ist der Zeitpunkt das Geschäft mit viel weiterem bla bla in trockene Tücher zu wickeln. Doch gleichzeitig kann ich meine Sachen in der mittlerweile unübersichtlichen Situation nicht alleine lassen. Das psychisch wichtige erste Geschäft droht radikal zu platzen.

Kaum liegt die Folie wieder kommt jemand forsch auf mich zu:

„Entschuldige mal, haste hier nicht schon Ärger mit den Meldebehörden bekommen?“ Ich antworte natürlich: „Ja, hier könnt ich stehen, wenn ich auf dem Mittelstreifen bleibe“ Das war natürlich wieder eine heikle, Ärger heraufbeschwörende Situation. Ich Wust nicht ob der junge Frager im weißen Hemd mit feinen Nadelstreifen von einem anderen Stand war oder vom Veranstalter. War er von einem anderen Stand war dies die völlig falsche Antwort, da es ihn ermuntert sich neben mich zu stellen und das Risiko rapide wächst Vertrieben zu werden. War er vom Veranstalter und ich hätte so geantwortet als wenn er von einem anderen Stand gewesen wäre, wäre die Situation wie folgt abgelaufen: „Ja die haben mich aber schon zum gehen aufgefordert. Bitte stell Dich nicht auch dahin. Hat sowieso keinen Sinn bzw es ist dann sicherer das ich auch geräumt werde.“ Gegenüber: „Dann packen Sie mal schnell zusammen. In 5 Minuten bin ich wieder da, wenn Sie dann noch hier sind helfe ich Ihnen!“ Das „Helfen“ bedeutet noch schnelleres Vertreiben oder Beschlagnahme. Meine Antwort war also nur dann richtig, wenn der Frager eine Hilfsperson des Veranstalters war und die Sache aufgrund meiner Aussage nicht weiter überprüft. Dies sind immer meine beiden einzigen Chancen: Entweder keiner mit Auftrag entdeckt mich oder derjenige mit Auftrag lässt sich von mir in die Irre führen. Und Menschen mit Auftrag kann es viele geben: „Auftrag“ bedeutet in allen Fällen illegale Stände zu verhindern. Manchmal –eher selten- ist es die Polizei die dies kontrolliert. Es kann auch ein Anschwärzer aus der Bevölkerung sein. Das ist aber sehr selten bei meinem Programm. Die meisten Leute wissen zudem überhaupt nicht von den Schwierigkeiten fliegender Händler! Können sich das gar nicht vorstellen. Schon öfter sind es Leute von der Gewerbeaufsicht oder städtische Bedienstete die Standflächen kontrollieren. Oder Betreiber des Marktes. Beim Kirchentag zusätzlich auch noch extra abgestellte Zivilisten aus der Pfadfinderriege!

Ich kann wieder nicht weiter Aufbauen, da nun jemand Kisten von hinten über meinen Stand hebt und in seine Karre verladen will. Ich fasse mit an, damit diese nervige Situation möglichst schnell beendet ist.

Rechts befindet sich auch plötzlich was im Aufbau. Genau das ist das Problem wo Jens weg ist: Man konnte sich nicht rechtzeitig durch Auslegen von Decke und Matten und Buttonfolien und vor allem Achtsamkeit das nötige Standterritorium sichern.

Ich wache auf und tipp gleich den Traum in den PC. Jens wacht davon auch auf. Ich soll den Traum erst erzählen. Doch nach der Hälfte schnarcht er schon wieder…

Donnerstag, 3. Juni 2004

Ein paar Tage in 2004 schreibe ich kombiniertes Traumtagebuch. Das genaue Datum dieses ersten Eintrags in dieser Serie weiß ich nicht mehr genau. Es war halt kurz vor dem Katholikentag - nehmen wir also mal an es war der 3. Juni...

Seit meiner Kindheit habe ich keinen Alptraum mehr geträumt.

Ich komme zurück von einer Reise, einem hohen Berg. Ich finde mich wieder auf einenm mystischen Kirmesplatz, der teils ein politischer Platz (Bambule), teils ein Kirchentag,
teils ein Bahnhof ist. Hier möchte ich meinen Stand aufbauen.
Dort wo die Bambulestände stehen, steht wie auf einem Rastplatz ein
dunkelbrauner Holztisch der von 2 Sitzbänken flankiert wird, auf deren
Lehnen die Linken sitzen.

Mittels Holzbrettern versuche ich den Platz zwischen den Sitzenden optimal
zu nutzen.

Irgendetwas Unbekanntes stand neben mir, das ich nicht mehr beschreiben kann.

Bevor die ersten Sachen auf dem Tisch zu liegen kommen fliegen die Holzplatten vom Tisch und 0,5 Liter Biergläser werden aufgetragen.
In der düsteren Abendstimmung ziehe ich traurig von dannen, in Richtung zweier geschlossener Räume, die kirchlich genutzt werden.
Eine kleine Ecke, groß genug für einen kleinen Stand ist noch frei. Es wäre hier besser als gar nichts.

Rechts im Nachbarraum steht ein Holzwohnwagen an dem eine alte Frau selbstbemalte Holztäfelchen mittels eines Farbpunktpreissystems verkauft. Ich spreche kurz mit ihr.
Im Nachbarraum mache ich die Hallenverantwortlichen ausfindig. Beide sind natürlich auch von anderen umlagert und bekamen offensichtlich etwas verabreicht, denn bevor ich ins Gespräch komme, sacken diese zusammen.

Ich versuche den nächsten Zuständigen auszumachen. An einem Tresen ist dies der Bahnhofsvorsteher. Bevor ich mein Anliegen formuliere, erteilt mir dieser Hausverbot.
Ich versuchte Gründe zu erfragen, doch offenbar hatte der Manager mittels Knopfdruck die Polizei herbei beordert.
Diese legt mich, vertreten durch eine hübsche junge Dame mit Zopf, sofort in Handschellen. Ich kann noch mein Handy ergreifen und meinen Freund anrufen, um ihm zu sagen sofort mit einem Anwalt herzukommen, und meine Sachen lägen auch noch da.
Doch da werde ich schon abgeführt. Terrorverdacht.
Eine etwa 60 jährige Frau, erkennt mich als diesen Mann, den sie beim Abstieg vom Berg erkannt hat.

Ich werde ins Ausland, ich glaube es ist Belgien, gefahren. Es ist 4 Uhr, auch dort ist ein Kirmesplatz. Das erste das man vom diesem sieht ist ein kleines -etwa 3 Meter im Durchmesser- großes hölzernes Drehkarussell. Auf den Figuren liegt ein toter Arbeiter mit offenem Mund und Augen und zurückgestrecktem Kopf. Rechts und links seines Körpers sind die Beine eines weißen Hundes mit braunen Flecken, der über dem Toten steht. Genüsslich sabbernd leckt er die Augen des Toten aus. Der Polizist im Ledermantel, der mich mit seinen Leder behandschuhten Händen fest im Griff hält sagt:

"Diesen Mann haben sie umgebracht".

Ich schrie, diesen Mann habe ich nicht umgebracht. Es schoss durch meinen Kopf, diesen Mann kenne ich nicht, und auf diesem Kirmesplatz bin ich noch nie gewesen, noch nicht einmal kenne ich die Stadt, doch wer kann das bezeugen??
Wir gehen noch wenige Meter weiter, plötzlich wird umgedreht, etwa 10 Meter vom Tatort, auf der rechten Seite des Platzes steht ein altes Haus, und ich soll durch die Butzenscheiben des Fachwerkhauses schauen. Die Wände und die Decke sind über und über mit uralten dunklen Holzschnitzereien bedeckt.

„Schauen Sie nicht nach rechts“ sagt der Polizist in Ledermontur, der mich noch immer fest im Griff hält.

Ich schaue nach rechts, erblicke dort einen traurigen etwa 9 Jahre alten Jungen, der rechts direkt hinter der Tür steht, der schweigt und offenbar nicht hinaus kommt. Ich werde wieder weggezerrt.
Ich sage zu dem Polizisten etwas über diesen Jungen, dieser erkennt sofort: „Ich sagte Sie sollen nicht nach rechts schauen“; wobei er mich zurückführt.
Mir wird klar, es handelt sich hier um den Eingang zur Hölle.
Ich wache auf, wähle die interne Telefonnummer meines Freundes, Er kommt, doch das erste was ich sehe, ist eine große Wanduhr (ein Wiener Regulator) , der verkleinert den Eingangsbereich der Hölle darstellt.
Mein Blut gefriert in meinen Adern. Mein Atem stockt.
Der Traum führte dazu, dass ich nicht zum Katholikentag fuhr, da ich Angst hatte, das sich der Traum dort in die Wahrheit umkehrt.

Die Entscheidung deswegen nicht zum Katholikentag zu fahren war dramatisch falsch:

Der Traum setzte sich in HH in die Wirklichkeit um:

Vor unserem Haus ist seit geraumer Zeit ein Platz entstanden auf dem es 2 Bordsteinlinien gibt. Die 2.te ist die Konzessionsgrenze für die wie an einer Schnur aufgereihten Kneipen. Insbesondere am Wochenende ist trotzdem der Fußweg dahinter nicht zu benutzen wegen besoffener Horden. Staatlich legale Drogen, die dem Staat Geld bringen. Die Kneipen machen dabei einen solchen Reibach (insbesondere eine Eckkneipe vor der die dickste Traube am Wochenende nistet.), das Sie mit dem Flaschen zusammenräumen auf dem Platz davor für den Sie keine Konzession haben, nicht nach kommen. Denn neues Gesöff zu verkaufen ist lukrativer!

Die Flaschen hinter der Konzessionsgrenze stehen in einer rechtlichen Grauzone. Letzen Freitag sammelte ich Sie nach einem Regen in einen Brotkorb. Die Flaschen auf den Tischen und Bänken der Kneipe lies ich stehen, da diese offensichtlich Eigentum der Kneipe sind. Bei den anderen ist eine Herkunft gar nicht klar zuzuordnen, da es sich um verschiedenste Marken und Flaschengrößen handelt. Die Flaschen sind auch frei verkäuflich erhältlich und in Deutschland ist das trinken in der Öffentlichkeit nicht verboten, also bringen einige Ihre Flaschen auch mit um Sie vor der Kneipe zu trinken. Das ist billiger und wieder mitschleppen für 8 cent zu umständlich.

Trotzdem kommt als ich fertig bin eine Kellner der berüchtigten Eckkneipe auf mich zu und will mir alle Flaschen abnehmen. Er sieht Sie als sein Eigentum. Ich als meines. Ich will die Polizei hinzuziehen. Er sieht dies anders und schlägt mich (ggf unter Hilfe von Kneipengästen) zusammen. Erst schlägt er mir die Brille vom Kopf. Dann in den Bauch. Gegen Arme und Beine. Schwitzkasten.

Ich bitte mehrfach eine Taxe die Polizei zu rufen. Sie verweigert wiederholt. Dann leg ich mich auf die Straße um das kommen der Polizei zu erzwingen.

Als Sie irgendwann kommt und alles aufnimmt krieg ich meinen Brotkorb ohne Flaschen zurück. Die Polizei hat dem Schläger Recht gegeben ohne einen Rechtsstreit abzuwarten.

Im Reflex werfe ich später eine Flasche und werde in Handschellen abgeführt. Ich werde zur Lerchenwache gebracht die auch lt Amnesty für Folter bekannt ist. Ich kauere mich unter dem Tisch zusammen, stemme den Rücken gegen die Tischplatte und Kopf und Arme gegen die Tischflanken nachdem ich in die Beobachtungszelle gestoßen wurde. Ich soll in die Psychiatrie und habe panische Angst vor Psychopharmaka, welches dort gerne und oft zwangsweise verabreicht wird. Haldol oder Tavor (auch zusammen mit Akineton) führt zur Lähmung der Längs oder Quermuskelatur. Man kann nicht mehr Schlucken, hat Atemnot und den laufenden Drang auf Klo zu müssen oder irgendwas in einem höllisch quälenden Kreislauf zu denken. Die schlimmste Folter die ICH kenne.

Donnerstag, 30. Januar 2003

INSELN DER ZEIT

VENEZUELA FÜR

INDIVIDUALTOURISTEN

von Holger Halfmann

Über 5000.- DM für 3 Wochen Venezuela sind keine Seltenheit
bei Reiseveranstaltern, die sich dem Abenteuer- und Erlebnisurlaub verschrieben haben.

Wesentlich preiswerter und abenteuerlicher lässt sich dieses voller Naturwunder steckende Karibikland ohne Pauschalprogramm erkunden.

British Airways bietet mit unter 1.000DM die z.Z. günstigste Flugverbindung zum Festland Venezuelas an.

Vom Zielflughafen CARACAS kommt man für umgerechnet etwa 1.-DM in die Stadt, wenn man den Bus benutzt, der alle halbe Stunde pendelt.

Interessant sind die vielen Kunstmuseen und das Naturkundemuseum, die ebenso wie das mit ca 15.-DM preiswerte Hotel „LEMON“ zu Fuß von der modernen Metrostation „Belles Artes“ zu erreichen sind.

Einen Besuch wert ist auch das Kolonialmuseum.

Eine Besteigung des Stadtbegrenzenden Pico Oriental bzw. des Avila ist -insbesondere im Abstieg- sehr fordernd und wegen der noch fehlenden Akklimation eher bei der Rückkehr in die Metropole zu empfehlen. Die Anstrengung wird dann durch eine grandiose Rundumsicht belohnt.

Die hinaufführend Seilbahn arbeitet genauso wie Ihr Kollege in Merida seit 20 Jahren schon nicht mehr, auch wenn dies einschlägige Literatur suggeriert!!

Von dem außerhalb der Millionenstadt liegenden Busbahnhof startet man am besten um 10.30 am per Überlandbus in das 720 km entfernte SAN FELIX, von woaus es in gleicher Art und Weise weiter in Richtung St Elena an der brasilanischen Grenze geht.

Für diese Landestypische Beförderungsart zahlt man weniger als 20.-DM!

Mann steigt aus in San Francisco de YURUANI und muß sich von hier aus einen Jeep organisieren, der einen bis zum Indianerdorf PARATEPUI bringt. Ggf kann man auch versuchen zu trampen.

In PARATEPUI kann man sich einen Indio „mieten“ der gleichzeitig als Träger und Führer fungiert.

Und nun beginnt das -bei sehr guter Kondition 5 sonst 6-tägige
Abenteuer- der Besteigung des ROIRAIMA-Tepuis fern ab
jeglicher Zivilisation!

Am 1. Tag geht man in ca 6 Stunden bis zum KUKENAN-Fluß, oder erreicht nach 10 Stunden bereits das Basislager.

Am darauffolgenden Tag steigt man bis auf 2.900 Meter über ein steiles Felsband und durch Regenwald an den Senkrechten Wänden nach oben. Ein einmaliges Erlebnis! Aber noch nichts gegen die vollkommen unwegsame Zauberwelt des Tepuis, den man am darauffolgenden Tag erkundet!

Es existiert hier eine endemische Tier und Pflanzenwelt einmaliger
Schönheit in Verbindung mit den absonderlichsten Sansteinformationen. Selbst Wissenschaftler haben sich hier schon verlaufen...

Mit dem Führer jedoch kann man über Kristallfelder hinweg bis zur Grenze zwischen Venezuela/Guyana und Brasilien vordringen.

Überall gluckst und gluckert es; Planzeninseln schauen aus klaren
und flachen Seen heraus in denen sich die Wolken spiegeln.

In den Monaten Juni und Juli ist der Kukenan überhaupt nicht überquerbar und auch in den beiden darauffolgenden Monaten
ist die Tepui-Erkundung wegen der Regenzeit nur eingeschränkt
möglich.

Atemberaubende Natur bietet neben der Gran Sabana, aus der
die Tepuis wie in Nebel gehüllte Tempel aufsteigen auch der Rest
des Nationalparkes Canaima.

Immerwieder findet man Wasser fälle. Touren auf Dschungelflüssen bucht man am besten am Flughafen in LAGUNA DE CANAIMA.

Mit etwas Zeit ist eine Vorbuchung von Flügen nicht erforderlich; die Zeiten werden ohnehin seltenst eingehalten.

Bleibt man 3 Wochen im Land besucht man noch die CUEVA el
GUACHARO in CARIPE, die längste Tropfsteinhöhle Südamerikas.

Am Abend kommen die in der Höhle lebenden Huhngroßen Guaracho-Vögel zur Nahrungssuche aus der Höhle. Danach kann man die offene Höhle -den nötigen Mut vorausgesetzt- auch alleine erkunden ohne Gefahr zu gehen entdeckt zu werden. Nach ca 1 km wird die Höhle enger und nur wenige der sich mit Echolotpeilung orientierenden Vögel verirren sich in diesen somit stillen hinteren Teil. Ein Stückweit kann man sogar in dem klaren Höhlenbach waten bis ein weiteres Vordringen den Höhlentauchern vorbehalten bleibt. Auf dem Landweg geht es allerdings noch einige Meter weiter in die geheimnisvoll schillernde Zauberwelt...

Mit etwas Orientierungssinn findet man alleine wieder heraus.

Offiziell darf die Höhle nur mit Führer erkundet werden, was das Abenteuer jedoch schmälert...

Zum Abschluß entspannt man sich noch etwas auf der Halbinsel PARIA.

Einen der schönsten Strände mit einer Natursteinbrücke findet man dort in CARUPANO.

Dorthin gelangt man per Bus um 6.00 morgens und 12.00 mittags bis St Antonio de Golfo und weiter per Anhalter (üblich ist es dem Fahrer einige Bolivar zu geben, was man beim einsteigen aushandelt; das Trampen ist
daher einfach und dient beiden Seiten!).

Zurück nach CARACAS geht´s wieder per Bus um 9.00am.

Literaturtip: Inseln der Zeit - ein GEO-Expeditionsbuch

Kurzführer CARACAS:

Mussen findet man, wenn man nach den folgenden Orten fragt:

-Museo de Arte Contemporaneo
-Museo de los Ninos

-Museo de Arte Colonial / Avenida Pantheon

sowie in unmittelbarer Umgebung des Hilton Hotels!

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Text: 164 Zeilen a max 33 Zeichen +
4 Zeilen Titel/Untertitel
+ 11 Untertext = 181 Gesamtzeilen

Samstag, 7. April 2001

Mittags werde ich zum Essen (vegetarischen CusCus, mein Lieblingsgericht dort) vor einem abseits gelegenen Haus eingeladen wo ich hielt um zu fragen ob ich Wäsche waschen könne. Ich kam darauf gerade dort zu fragen, da dort Wäsche zum trocknen hing. Dies vereinfacht die Kommunikation per Zeichensprache und zeigt, das der Haushalt eine Schüssel und Waschpulver haben muss.

Abend. Ich habe gerade in ziemlicher Einsamkeit meinen Schlafplatz eingerichtet und meine Spuren verwicht, als mich selbst hier ein Köter entdeckt und so lange kläfft, bis ich mich entschließe wieder aus dem Schlafsack zu krabbeln. Mehr brauchte ich nicht machen - jetzt läuft er weiter und kläfft nur noch 2 mal zum Abschied. Danach krabbeln nur noch Blattschneiderameisen über den Schlafsack. Am Morgen schleppen diese die Riesenkäfer weg, die ich nachts noch platt gemacht habe. Sorry liebe Tierfreunde.

Auf dem Damm (mit Brücke) nach Jerba mache ich kehrt, da die Insel genauso flach ist, wie die Halbinsel von der ich gerade komme. Aber so kann ich die Halbinsel vom Wasser aus sehen. Ich fahre weiter als ich ursprünglich vorhatte, da ich im Wasser einen riesigen Felsklotz in Fortgröße entdecke. Dem Geheimnis möchte ich doch auf den Grund kommen. Glücklicherweise liegt nach 60% des Dammes ein schönes Schiff mit einem Schild dran: "Ausflüge zur Kastellinsel" und meine Frage ist beantwortet, das Geheimnis gelüftet.

Ausnahmsweise beschließe ich mal ganz normal Essen zu gehen, da ich Heißhunger auf Lasagne a la Italia habe. Da ich dann aber a) kein Restaurant sehe und b) realisiere, das hier sicher alles nach Pepperoni schmeckt, lande ich doch bei Joghurt und Tuna aus dem Laden.

Meinen heutigen Schlafplatz erreiche ich am vermeintlichen Ende eines Sandweges schon um 19.00, da ich nicht gleich wieder den Dickrollweg zurück will.. Ich schau mir die Wellen an und träume 2 Träume: 64 (das war meine Fahradkuriernummer) und "Opa stirbt, Oma läuft mit mir in´s Meer hinein, nachdem kleine Sandflöhe über die Isomatte eine Straße gebaut haben." Ja, die Welt der Träume.

Es geht weiter zur lybischen Grenze. In dieses Land komme ich wie erwartet nicht rein als Fahrradeinzelfahrer. Mein Projekt ist also gescheitert.

Zurück durch die Einöde wollt ich nicht mehr per Rad. Aber mach das einem Leerrollfahrer ohne Landessprachkenntnisse begreiflich...
An der 2. Tunesischen Bullenstraßensperre gelingt es mir einen Combi-Taxifahrer zur Mitnahme zu überreden. Er will 20 Dinar bis Tunis. Das ist kaum mehr wie der Zug ab Gabes. Ich denke "Prima".. Doch bei der 3. Polizeisperre will er dann 20 bis zum nächsten Ort und 200 bis Tunis. Ich will aussteigen, was er aber auch nicht will.. Und so krieg ich die Fahrt bis 3 km vor den Ort gratis (nach Diskussion). Ab da soll ein Bus inklusive Rad auch 20 Dinar kosten. Als dann doch 25 verlangt werden legt ein Übersetzer die fehlenden 5 drauf. DANKE! Morgens um 5 bin ich da und kann schlafen.

Bevor ich zur Fähre zur Fähre (kein Schreibfehler!) komme, mach ich Halt bei einer Italia-Tunesia-Italia-Spedition um evt. Mein Rad als Beiladung transportiert zu bekommen. Der Chef kennt mich! Wir trafen uns zum ersten Mal am Flughafen vor 2 Wochen! So kann ich e-Mails lesen und Schreiben und er sendet ein mit seiner Digitalkamera gemachtes Bild an meinen Freund. Zu finden nun unter Bilder/Tunesien (rechts unten).

Und das beste: Dazu gibt er mir großzügige 70 Dinar für die Fähre..! Ich frage noch bei einer anderen Spedition, die wiederum von mir, von ihm wusste..

Da die Speditionen Tunesiens ein vielfaches des Fährpreises wollen frage ich bei Meyer & Meyer aus D-Land erst gar nicht nach. Aber auf der Fähre zur Fähre (die übrigens kostenlos zu benutzen ist. In Stoßzeiten fahren sogar 2 im Pendelverkehr) treffe ich den Bruder dessen Niederlassungschefs, der mir sogar mein algerisches Geld gewechselt hätte, das ich ja zuvor in aufwendiger Aktion am Flughafen wechselte.

Der Bruder des Chefs der 3. Spedition wechselt mir 70 Dinar in 105 DM + 4 Dinar (also 1,20DM mehr wie ohne den Wechsel) Bei einem Hotel bekomme ich für 12 Dinar 10 USD, die bei der Fähre als 13 zählen. Als mir dann an der Fähre doch auf einmal 2 Dinar "fehlen", brauch ich mich über deren Verbleib keine Gedanken zu machen, da ein anderer Reisender von sich aus 5 spendet.

Am Sammelplatz der Fahrzeuge sehe ich dann, wie viele per Trailer da sind und komme so auf die Idee zu fragen ob jemand mein Rad für die Überfahrt mit rein nimmt. Ich finde auch Jemanden, aber die Fährgesellschaft will NUN auch die 17 Dinar für´s Rad, wenn es in einem Trailer ist... Hätte ich vorher nix vom Rad gesagt wäre alles klar gewesen.. Man will mir nun mein Geld insgesamt zurückgeben und ich solle mir eine andere Fährgesellschaft suchen.. Das ist das gleiche, als wenn ich von Hamburg nach Köln fahren will und die DB sagt "fahren Sie doch mit einem anderen Bahnunternehmen!"..

Unmittelbar vor der Einschiffung versuchen Händler die letzten Dinars der Touristen zu kriegen und Motorradfahrer aus Italien sammeln für mich und bekommen immerhin 50 DM -darunter eine 20 USD-Note- zusammen.

Die Dinar, die ich jetzt noch habe kann ich so gerade in 16.000 Lire umtauschen, da es a) gerade 10 Dinar (Mindestumtausch) waren und b) mir ein Karavanfahrer aus Rahlstedt seine Umtauschquittung gibt. Ohne diese kann man nichts zurücktauschen. Bürokratie wo es geht. Überall auf der Welt.

Das Boot legt mit über einer Stunde Verspätung ab und der Sturm nimmt so stark zu, dass ich um die Ecke geblasen werde (im Schlafsack liegend) und um 3.00 Uhr nach innen flüchte, wo Lichtüberflutung herrscht. Kein Wunder, das bei dem Geschaukel einige nicht schlafen können und Seekrank sind... Ich hatte eine gute Grundlage im Magen, da ich rechtzeitig am Büffet war, als eine ganze Gruppe (italienische Armee oder Gendarmerieangehöriger) aß und einer mir eine Überzählige Essensmarke gab. Dafür bekam ich kostenlos Lasagne, Fritten, Käse, Brot, Fanta und dann auch noch die übrigen scharfen Nudeln eines anderen.

Zur Erinnerung: Auch schon in Alcerias, als wir nach Marocco rüber wollten war Sturm.



T U N E S I E N S
K Ü S T E
I S T D I E
L A N G W E I L I G S T E
R E G I O N,
D I E I C H J E
B E R E I S T H A B E!
Gefolgt von den Ebenen PAKISTANS und der Region zwischen dem Westen der USA und Chicago.

UND HIER DIE RANGFOLGE FÜR DIE INTERESSANTESTEN MEINER 34 REISELÄNDER: NORD-IRAN, USA, TSCHECHIEN, ALGERIEN, PAKISTAN.

DIE GASTFREUNDLICHSTEN LÄNDER: ALGERIEN, MAROCCO, NORD-IRAN, TUNESIEN, USA (in dieser Reihenfolge)

DAS UNFREUNDLICHSTE: MALLORCA

DIE UNSICHERSTEN: ALGERIEN, MAROCCO, TUNESIEN, USA, PAKISTAN, RUMÄNIEN, TÜRKEI, SPANIEN (in dieser Reihenfolge

DIE STINKENSTEN: TUNESIEN, PAKISTAN.

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© by Holger Halfmann & Jens Jacobsen 2001


In eigener Sache....
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Freue mich über Hilfe..

..da ich bisher immer nur ein halbes Jahr fahren konnte und dann zur Arbeit zurückfliegen musste, macht es Sinn, wenn ich ohne Unterbrechung durchfahren könnte.

Die sonst entstehenden Flugkosten sind höher, als die Lebenshaltungskosten vor Ort für ein halbes Jahr.

Daher bitte ich Sie um Spenden (so wie Sie es ermöglichen können, also egal ob 0,50 €, 1.-€, 10.-€ 50.-€ oder 100.-€ einmalig oder (besser) regelmäßig

Als Gegenleistung ist die Nutzung meiner Homepage kostenlos!
Ich finde die Bitte um Mitfinanzierung auch legitim; denn das Schreiben des Tagebuchs hat einen Gegenwert von mindestens 500.-€/Monat, wenn es mit nur 10.-€ /Stunde entlohnt würde. (Nicht gerechnet die Zeit, die man braucht um das zu erleben, was man schreibt...) Aber das die Bitte nach Mitfinanzierung in Deutschland auf taube Ohren stößt ist eben typisch deutsch.
Im Ausland habe ich da bessere Erfahrungen gemacht bei PERSÖHNLICHEN Kontakten.. (steht in diesem Tagebuch)

Comdirekt Konto 551227200 BLZ 20041133 von Holger Halfmann

Mittwoch, 4. April 2001

Nach 85 km spürte ich gestern Abend mal wieder die gastfeindlichkeit Tunesiens. In einer ländlichen Gegend kommt abseits der Hauptstraße Haus an Haus. Ich werde zwar zum Stopp wiederholt gezwungen, aber anstatt mir einen Schlafplatz anzubieten - wie dies in gleicher Situation in Marocco passiert wäre- gibt es nur lästigen Smalltalk. Auch als ich unbemerkt bis zu einem feistehenden Brunnen vordringe dauert es keine 20 Minuten bis ein "ständig Plabbererer" da ist und mich vertreibt.
Zuvor erfuhr ich in der Sendung WISO der Deutschen Welle aus Köln (Radio), das dem Neuen Markt (Börsensegment) 6%-Schritte in den X-ten Stock des Kellers schon nicht mehr ausreichen - jetzt müssen es schon 9% (oder 70% für Einzeltitel) sein. Binnen Stunden! (Die Postkarte auf die ich diesen Teil des Reiseberichts schrieb zeigt sarkastischerweise 2 Kamelköpfe mit der Sprechblase "Take it Easy"...)

Am frühen Morgen träume ich einen EXPO-Alptraum:
Ich öffne vorsichtig eine Türe zu einem Büro nur einen Spalt weit undschließe sie wieder ebenso vorsichtig, als ich sehe, das die Tipse telefoniert. Als sie fertig ist schmeist sie mich raus, ohne das ich mein Anliegen vorbringen kann. "Was mir einfallen würde zu lachen und zu sagen, das dauert ja wieder lange" meint sie obwohl sie ruhig war. Getroffene Kühe muhen vorsorglich aus schlechtem Gewissen, auch wenn sie gar nicht getroffen wurden...

Die Oase von Gabes ist nach all der Langweile zuvor eine Erfrischung für´s Auge. Ich bekam Möhrchen geschenkt und will diese nun zum Teil in einem Obstladen in Erdbeeren umtauschen - doch er mag nicht. Stattdessen krieg ich eine Tüte Erdbeeren gratis dazu.

Die 14 Tage Fahrt von Tunis zur lybischen Grenze sind quasi weniger wie 1 DM wert, denn es gibt von den tunesischen Eisenbahnen eine Karte für 19 Dinar. Die gibt 7 Tage freie Fahrt. Ich und das Rad kosten aber für nur eine Fahrt 18,5 Dinar!

Nach 60 km hatte ich dann die Wahl zwischen SUPERSTECH (Stechmücken) und SUPERSCHWITZ. Nach Mareth beschließe ich Richtung Jerba abzufahren um dem ewigen Gerolle (Autos, Mistkarren, Stinkmobile, Superroll=LKW´s) zu entkommen. Doch es rollt hier genauso. Also fahre ich eine unfertige, unasphalthierte Straße bis Sidi Makhlouf, wo mein Rad auf die Straße verfrachtet wird. Tunesische Gastfeindlichkeit. Ohne jeglichen Grund, ganz kurz bevor ich mit Schreiben dieser 6 Zeilen fertig war. Und für die Menschen hier gibt es keinerlei Unterschied zwischen Joghurt mit Früchten und aromatisierten Joghurt. Oft gibt es nur letzteren. Aber den Unterschied will man hier nicht verstehen. (Er liegt in der Natürlichkeit und im Geschmack) Für die ist alles "kifkif" (heißt gleich).
Interessant ist nur, das es gerade hier beide Joghurtarten gibt. Wo sie doch angeblich kifkif seien..

Montag, 2. April 2001

Doppelplatt hinten.

Ich falle wieder auf die Lehmwege rein!

FAZIT:
HAT ES WÄHREND DER LETZTEN WOCHE GEGOSSEN VERGEß LEHMWEGE!

Als ich einen alten Motorradreifen finde schlage ich der Fahrradindustrie erneut ein Schnäppchen: Ich trenne die Ränder mit einem vor Jahren auf einer anderen Biketour in Italien gefundenen scharfen Messer ab und füge die Lauffläche als 3. Gummi in meinen Vorderreifen ein. Wäre da nicht eine kleine Lücke hätte ich jetzt fast ein Schlauchloses Vorderrad.. Bin mal gespannt wie lang dies nun die Lebensdauer meines Reifeneigenbaus noch verlängert..

Und hier eine Warnung an alle, die auf das Cover des Cakes of Fruites auix Rosines hereinfallen. Hergestellt in Lybien in der Zone industrielle JEBEL EL OUST, Code Postal 1111. Die kandierten Früchte befinden sich wie so oft nur auf der Verpackung und sind nicht essbar. Angeblich wären die Früchte auf meine Reklamation hin "in der Mitte". Und so dauert´s lange, bis ich meine bezahlten 1700 zurück erhalte. Da ich jetzt viel Kleingeld habe wechsele ich in 1 Dinar-Stück - dachte ich.. Er gibt 5 in marokkanischer Währung. Das bemerke ich erst 10km weiter in

S-Fax, als ich eine 2. Dose Schokocreme kaufe, die dort über 1 Dinar weniger kostet als sonst wo. Mehr Inhalt für weniger Geld, wie in dem Laden, wo ich mit dem Geldwechsel betrogen wurde und zu dem ich jetzt wieder zurückfahre. Der Besitzer ist gerade nicht da und ich habe (verärgert) Zeit zum Nachdenken. Ich komme zum Schluss, daß der Besitzer mit mir spielte, denn anderseits gab er mir auch Zucker für eine Dattel und eine Erdnuss... Als der Besitzer zurückkommt setzt er das Spiel fort. Er hat schon ein Geldstück in der Hand aber läst es nicht fallen als ich meine Hand unter seine halte. Beim 2.ten Versuch landet die Münze im Gegenwert von 1,55 DM endlich in meiner Hand...

In S-Fax gibt es ein gutes System bezüglich der Geschäftsöffnungszeiten. Im allgemeinen gilt, das man in der Neustadt Sonntags schließt, während die Geschäfte in der Medina (Altstadt) am Montag geschlossen sind (heute). Eine Ausnahme bilden neben Tabakläden (und weiteren Ausnahmen) die Etablissimaets der hiesigen Herbertstraße : In einer verwinkelten Sackgasse bieten Frauen freizügige Blicke auf Ihre Körper und für wenige Dinar Ihre Dienste an.
Die Medina erreicht man durch 2 ebenerdige Haupttore oder durch mindestens 3 Nebentore, die nur über Treppen zugänglich sind.

Nach S-Fax geht die bekannte Oliveneinöde wieder los...

In Nakta sehe ich in einer Näherei eine Nähmaschine, die gleichzeitig 5 statt 2 Fäden verarbeitet...

Am Nachmittag wünsche ich mir erstmals, da kaum noch neues passiert, wieder bei meinem Bär in Hamburg zu sein, fernsehen und für INRA zu baggern. Die nächste Fähre nach Sizilien fährt Montag und heute ist Dienstag...

Rollsturm nach Rollsturm. Nicht endende Ebene. EIN ALPTRAUM!

Erklärung Rollsturm: Schnell vorbeibrausender LKW, der einen Luftsoog erzeugt..

© by Holger Halfmann & Jens Jacobsen 2001

Sonntag, 1. April 2001

Ab Chebba ist es wieder TOTLANGWEILIG -rechts, links, vorne, hinten -überall die gleiche stinklangweilige Olivenbaum-Einöde, flach, immer geradeaus, ermüdend, eben totlangweilig, wieso bloß Touriparadies??

Am Nachmittag hab ich die Schnauze voll und fahre wieder ab von der Hauptstraße zum Meer.

Wieder auf Asphalt bekommt mein von anderen bereits vor 1.800km weggeworfener Vorderreifen ein Loch, das ich mit einem Button (ohne Nadel) aus Marokko stopfe. Dort hatte ich auch den Originalvorderreifen nach hinten montiert und vorne 2 Leichen aufgezogen. Wieder zurück im Lehmweg muß ich diesmal feststellen, das dieser noch nicht trocken genug ist zum fahren...

FAZIT:
Hat es während der letzten 24 Stunden gegossen vergäßt Lehmwege!

Samstag, 31. März 2001

unter dem Vordach eines villenartigen Landwirtschaftsgebäudes, das -trotz seiner Größe nur 2 Fenster hat. Am Morgen finde ich neben meinem Kopf ein 10-Pfennig-Stück aus dem Jahre 1981, das seitdem dort zu liegen scheint.

Kurz vor 10 erschüttert dann wieder ein tränenrührender Rückblick der Deutschen Welle die Welt. Das Thema sind amerikanische Massaker Ende der 60er in China. Am Ende des Beitrags drückt sich zynisch die "Voice of America" in die DW und das Wort "Milosowich" fällt... Wie viel Leid haben die Yanks der Bevölkerung hier wieder zugefügt. Genauso wie Milosowich.

Ich fahre die meiste Zeit des Tages entland der Steinküste, so daß ich das Rauschen des Meeres immer hören und oft auch sehen kann... Kein Asphalt. Die Straße geht weiter im Landesinnern - ist also mal wieder falsch gezeichnet in der einfachen Tunesien-Karte. Kurz vor 15.00 Uhr tut meiner Seele der Frevel der Sägen weh und ich fahre zurück um zu erfahren weshalb in Sekunden das vernichtet wird, wozu die Natur 20 Jahre brauchte (und wieder brauchen wird). So komme ich zu Kartoffel-Cuscus und 5.5 Dinar Spenden. Einen Tageslohn der Waldarbeiter...

In Chebba Port gibt es einen Turm den man besteigen kann. Kurz bevor ich den Ort verlasse winkt man mir aus einem Imbiss zu und ich bekomme Tomaten-Lauch-Pepperoni-Salat (die Peperonie sortier ich aus) Sardinen, Brot, Fritten, Kohlsalat und 2-verschiedene Ei-Zubereitungen Diesmal war die Auftischung aber offenbar ein Missverständnis. Denn als ich mich verabschiede will er doch 2 Dinar (Normalpreis währen sogar 5 Dinar). Als ich erkläre, das ich gar nichts bestellt habe verzichtet er aber darauf... Als Gegenleistung hatte ich ohnehin schon 4 Reifen aufgepumpt...

Typisch Afrika:
Als ich heute Joghurt an einem Laden esse und die leeren Becher dem Laden zurückgebe fliegen sie gleich wieder raus auf die Straße.
Die erste Speiche ist jetzt auch wieder gebrochen. Schlafe im Zelt, das dicke Regentropfen auffängt und durchplatschen lässt...

--© by Holger Halfmann & Jens Jacobsen 2001--