Donnerstag, 3. Juni 2004
Seit meiner Kindheit habe ich keinen Alptraum mehr geträumt.
Ich komme zurück von einer Reise, einem hohen Berg. Ich finde mich wieder auf einenm mystischen Kirmesplatz, der teils ein politischer Platz (Bambule), teils ein Kirchentag,
teils ein Bahnhof ist. Hier möchte ich meinen Stand aufbauen.
Dort wo die Bambulestände stehen, steht wie auf einem Rastplatz ein
dunkelbrauner Holztisch der von 2 Sitzbänken flankiert wird, auf deren
Lehnen die Linken sitzen.
Mittels Holzbrettern versuche ich den Platz zwischen den Sitzenden optimal
zu nutzen.
Irgendetwas Unbekanntes stand neben mir, das ich nicht mehr beschreiben kann.
Bevor die ersten Sachen auf dem Tisch zu liegen kommen fliegen die Holzplatten vom Tisch und 0,5 Liter Biergläser werden aufgetragen.
In der düsteren Abendstimmung ziehe ich traurig von dannen, in Richtung zweier geschlossener Räume, die kirchlich genutzt werden.
Eine kleine Ecke, groß genug für einen kleinen Stand ist noch frei. Es wäre hier besser als gar nichts.
Rechts im Nachbarraum steht ein Holzwohnwagen an dem eine alte Frau selbstbemalte Holztäfelchen mittels eines Farbpunktpreissystems verkauft. Ich spreche kurz mit ihr.
Im Nachbarraum mache ich die Hallenverantwortlichen ausfindig. Beide sind natürlich auch von anderen umlagert und bekamen offensichtlich etwas verabreicht, denn bevor ich ins Gespräch komme, sacken diese zusammen.
Ich versuche den nächsten Zuständigen auszumachen. An einem Tresen ist dies der Bahnhofsvorsteher. Bevor ich mein Anliegen formuliere, erteilt mir dieser Hausverbot.
Ich versuchte Gründe zu erfragen, doch offenbar hatte der Manager mittels Knopfdruck die Polizei herbei beordert.
Diese legt mich, vertreten durch eine hübsche junge Dame mit Zopf, sofort in Handschellen. Ich kann noch mein Handy ergreifen und meinen Freund anrufen, um ihm zu sagen sofort mit einem Anwalt herzukommen, und meine Sachen lägen auch noch da.
Doch da werde ich schon abgeführt. Terrorverdacht.
Eine etwa 60 jährige Frau, erkennt mich als diesen Mann, den sie beim Abstieg vom Berg erkannt hat.
Ich werde ins Ausland, ich glaube es ist Belgien, gefahren. Es ist 4 Uhr, auch dort ist ein Kirmesplatz. Das erste das man vom diesem sieht ist ein kleines -etwa 3 Meter im Durchmesser- großes hölzernes Drehkarussell. Auf den Figuren liegt ein toter Arbeiter mit offenem Mund und Augen und zurückgestrecktem Kopf. Rechts und links seines Körpers sind die Beine eines weißen Hundes mit braunen Flecken, der über dem Toten steht. Genüsslich sabbernd leckt er die Augen des Toten aus. Der Polizist im Ledermantel, der mich mit seinen Leder behandschuhten Händen fest im Griff hält sagt:
"Diesen Mann haben sie umgebracht".
Ich schrie, diesen Mann habe ich nicht umgebracht. Es schoss durch meinen Kopf, diesen Mann kenne ich nicht, und auf diesem Kirmesplatz bin ich noch nie gewesen, noch nicht einmal kenne ich die Stadt, doch wer kann das bezeugen??
Wir gehen noch wenige Meter weiter, plötzlich wird umgedreht, etwa 10 Meter vom Tatort, auf der rechten Seite des Platzes steht ein altes Haus, und ich soll durch die Butzenscheiben des Fachwerkhauses schauen. Die Wände und die Decke sind über und über mit uralten dunklen Holzschnitzereien bedeckt.
„Schauen Sie nicht nach rechts“ sagt der Polizist in Ledermontur, der mich noch immer fest im Griff hält.
Ich schaue nach rechts, erblicke dort einen traurigen etwa 9 Jahre alten Jungen, der rechts direkt hinter der Tür steht, der schweigt und offenbar nicht hinaus kommt. Ich werde wieder weggezerrt.
Ich sage zu dem Polizisten etwas über diesen Jungen, dieser erkennt sofort: „Ich sagte Sie sollen nicht nach rechts schauen“; wobei er mich zurückführt.
Mir wird klar, es handelt sich hier um den Eingang zur Hölle.
Ich wache auf, wähle die interne Telefonnummer meines Freundes, Er kommt, doch das erste was ich sehe, ist eine große Wanduhr (ein Wiener Regulator) , der verkleinert den Eingangsbereich der Hölle darstellt.
Mein Blut gefriert in meinen Adern. Mein Atem stockt.
Der Traum führte dazu, dass ich nicht zum Katholikentag fuhr, da ich Angst hatte, das sich der Traum dort in die Wahrheit umkehrt.
Die Entscheidung deswegen nicht zum Katholikentag zu fahren war dramatisch falsch:
Der Traum setzte sich in HH in die Wirklichkeit um:
Vor unserem Haus ist seit geraumer Zeit ein Platz entstanden auf dem es 2 Bordsteinlinien gibt. Die 2.te ist die Konzessionsgrenze für die wie an einer Schnur aufgereihten Kneipen. Insbesondere am Wochenende ist trotzdem der Fußweg dahinter nicht zu benutzen wegen besoffener Horden. Staatlich legale Drogen, die dem Staat Geld bringen. Die Kneipen machen dabei einen solchen Reibach (insbesondere eine Eckkneipe vor der die dickste Traube am Wochenende nistet.), das Sie mit dem Flaschen zusammenräumen auf dem Platz davor für den Sie keine Konzession haben, nicht nach kommen. Denn neues Gesöff zu verkaufen ist lukrativer!
Die Flaschen hinter der Konzessionsgrenze stehen in einer rechtlichen Grauzone. Letzen Freitag sammelte ich Sie nach einem Regen in einen Brotkorb. Die Flaschen auf den Tischen und Bänken der Kneipe lies ich stehen, da diese offensichtlich Eigentum der Kneipe sind. Bei den anderen ist eine Herkunft gar nicht klar zuzuordnen, da es sich um verschiedenste Marken und Flaschengrößen handelt. Die Flaschen sind auch frei verkäuflich erhältlich und in Deutschland ist das trinken in der Öffentlichkeit nicht verboten, also bringen einige Ihre Flaschen auch mit um Sie vor der Kneipe zu trinken. Das ist billiger und wieder mitschleppen für 8 cent zu umständlich.
Trotzdem kommt als ich fertig bin eine Kellner der berüchtigten Eckkneipe auf mich zu und will mir alle Flaschen abnehmen. Er sieht Sie als sein Eigentum. Ich als meines. Ich will die Polizei hinzuziehen. Er sieht dies anders und schlägt mich (ggf unter Hilfe von Kneipengästen) zusammen. Erst schlägt er mir die Brille vom Kopf. Dann in den Bauch. Gegen Arme und Beine. Schwitzkasten.
Ich bitte mehrfach eine Taxe die Polizei zu rufen. Sie verweigert wiederholt. Dann leg ich mich auf die Straße um das kommen der Polizei zu erzwingen.
Als Sie irgendwann kommt und alles aufnimmt krieg ich meinen Brotkorb ohne Flaschen zurück. Die Polizei hat dem Schläger Recht gegeben ohne einen Rechtsstreit abzuwarten.
Im Reflex werfe ich später eine Flasche und werde in Handschellen abgeführt. Ich werde zur Lerchenwache gebracht die auch lt Amnesty für Folter bekannt ist. Ich kauere mich unter dem Tisch zusammen, stemme den Rücken gegen die Tischplatte und Kopf und Arme gegen die Tischflanken nachdem ich in die Beobachtungszelle gestoßen wurde. Ich soll in die Psychiatrie und habe panische Angst vor Psychopharmaka, welches dort gerne und oft zwangsweise verabreicht wird. Haldol oder Tavor (auch zusammen mit Akineton) führt zur Lähmung der Längs oder Quermuskelatur. Man kann nicht mehr Schlucken, hat Atemnot und den laufenden Drang auf Klo zu müssen oder irgendwas in einem höllisch quälenden Kreislauf zu denken. Die schlimmste Folter die ICH kenne.
Donnerstag, 30. Januar 2003
INSELN DER ZEIT
VENEZUELA FÜR
INDIVIDUALTOURISTEN
von Holger Halfmann
Über 5000.- DM für 3 Wochen Venezuela sind keine Seltenheit
bei Reiseveranstaltern, die sich dem Abenteuer- und Erlebnisurlaub verschrieben haben.
Wesentlich preiswerter und abenteuerlicher lässt sich dieses voller Naturwunder steckende Karibikland ohne Pauschalprogramm erkunden.
British Airways bietet mit unter 1.000DM die z.Z. günstigste Flugverbindung zum Festland Venezuelas an.
Interessant sind die vielen Kunstmuseen und das Naturkundemuseum, die ebenso wie das mit ca 15.-DM preiswerte Hotel „LEMON“ zu Fuß von der modernen Metrostation „Belles Artes“ zu erreichen sind.
Einen Besuch wert ist auch das Kolonialmuseum.
Eine Besteigung des Stadtbegrenzenden Pico Oriental bzw. des Avila ist -insbesondere im Abstieg- sehr fordernd und wegen der noch fehlenden Akklimation eher bei der Rückkehr in die Metropole zu empfehlen. Die Anstrengung wird dann durch eine grandiose Rundumsicht belohnt.Die hinaufführend Seilbahn arbeitet genauso wie Ihr Kollege in Merida seit 20 Jahren schon nicht mehr, auch wenn dies einschlägige Literatur suggeriert!!
Von dem außerhalb der Millionenstadt liegenden Busbahnhof startet man am besten um 10.30 am per Überlandbus in das 720 km entfernte SAN FELIX, von woaus es in gleicher Art und Weise weiter in Richtung St Elena an der brasilanischen Grenze geht.
Für diese Landestypische Beförderungsart zahlt man weniger als 20.-DM!
Mann steigt aus in San Francisco de YURUANI und muß sich von hier aus einen Jeep organisieren, der einen bis zum Indianerdorf PARATEPUI bringt. Ggf kann man auch versuchen zu trampen.
In PARATEPUI kann man sich einen Indio „mieten“ der gleichzeitig als Träger und Führer fungiert.
Abenteuer- der Besteigung des ROIRAIMA-Tepuis fern ab
jeglicher Zivilisation!
Am 1. Tag geht man in ca 6 Stunden bis zum KUKENAN-Fluß, oder erreicht nach 10 Stunden bereits das Basislager.
Am darauffolgenden Tag steigt man bis auf 2.900 Meter über ein steiles Felsband und durch Regenwald an den Senkrechten Wänden nach oben. Ein einmaliges Erlebnis! Aber noch nichts gegen die vollkommen unwegsame Zauberwelt des Tepuis, den man am darauffolgenden Tag erkundet!
Es existiert hier eine endemische Tier und Pflanzenwelt einmaliger
Schönheit in Verbindung mit den absonderlichsten Sansteinformationen. Selbst Wissenschaftler haben sich hier schon verlaufen...
Mit dem Führer jedoch kann man über Kristallfelder hinweg bis zur Grenze zwischen Venezuela/Guyana und Brasilien vordringen.
und flachen Seen heraus in denen sich die Wolken spiegeln.
In den Monaten Juni und Juli ist der Kukenan überhaupt nicht überquerbar und auch in den beiden darauffolgenden Monaten
ist die Tepui-Erkundung wegen der Regenzeit nur eingeschränkt
möglich.
die Tepuis wie in Nebel gehüllte Tempel aufsteigen auch der Rest
des Nationalparkes Canaima.
Immerwieder findet man Wasser fälle. Touren auf Dschungelflüssen bucht man am besten am Flughafen in LAGUNA DE CANAIMA.
Mit etwas Zeit ist eine Vorbuchung von Flügen nicht erforderlich; die Zeiten werden ohnehin seltenst eingehalten.
Bleibt man 3 Wochen im Land besucht man noch die CUEVA el
GUACHARO in CARIPE, die längste Tropfsteinhöhle Südamerikas.
Am Abend kommen die in der Höhle lebenden Huhngroßen Guaracho-Vögel zur Nahrungssuche aus der Höhle. Danach kann man die offene Höhle -den nötigen Mut vorausgesetzt- auch alleine erkunden ohne Gefahr zu gehen entdeckt zu werden. Nach ca 1 km wird die Höhle enger und nur wenige der sich mit Echolotpeilung orientierenden Vögel verirren sich in diesen somit stillen hinteren Teil. Ein Stückweit kann man sogar in dem klaren Höhlenbach waten bis ein weiteres Vordringen den Höhlentauchern vorbehalten bleibt. Auf dem Landweg geht es allerdings noch einige Meter weiter in die geheimnisvoll schillernde Zauberwelt...
Mit etwas Orientierungssinn findet man alleine wieder heraus.
Offiziell darf die Höhle nur mit Führer erkundet werden, was das Abenteuer jedoch schmälert...
Zum Abschluß entspannt man sich noch etwas auf der Halbinsel PARIA.
Einen der schönsten Strände mit einer Natursteinbrücke findet man dort in CARUPANO.
Dorthin gelangt man per Bus um 6.00 morgens und 12.00 mittags bis St Antonio de Golfo und weiter per Anhalter (üblich ist es dem Fahrer einige Bolivar zu geben, was man beim einsteigen aushandelt; das Trampen ist
daher einfach und dient beiden Seiten!).
Literaturtip: Inseln der Zeit - ein GEO-Expeditionsbuch
Kurzführer CARACAS:
Mussen findet man, wenn man nach den folgenden Orten fragt:
-Museo de Arte Contemporaneo
-Museo de los Ninos
-Museo de Arte Colonial / Avenida Pantheon
sowie in unmittelbarer Umgebung des Hilton Hotels!
Text: 164 Zeilen a max 33 Zeichen +
4 Zeilen Titel/Untertitel
+ 11 Untertext = 181 Gesamtzeilen
Samstag, 7. April 2001
Abend. Ich habe gerade in ziemlicher Einsamkeit meinen Schlafplatz eingerichtet und meine Spuren verwicht, als mich selbst hier ein Köter entdeckt und so lange kläfft, bis ich mich entschließe wieder aus dem Schlafsack zu krabbeln. Mehr brauchte ich nicht machen - jetzt läuft er weiter und kläfft nur noch 2 mal zum Abschied. Danach krabbeln nur noch Blattschneiderameisen über den Schlafsack. Am Morgen schleppen diese die Riesenkäfer weg, die ich nachts noch platt gemacht habe. Sorry liebe Tierfreunde.
Auf dem Damm (mit Brücke) nach Jerba mache ich kehrt, da die Insel genauso flach ist, wie die Halbinsel von der ich gerade komme. Aber so kann ich die Halbinsel vom Wasser aus sehen. Ich fahre weiter als ich ursprünglich vorhatte, da ich im Wasser einen riesigen Felsklotz in Fortgröße entdecke. Dem Geheimnis möchte ich doch auf den Grund kommen. Glücklicherweise liegt nach 60% des Dammes ein schönes Schiff mit einem Schild dran: "Ausflüge zur Kastellinsel" und meine Frage ist beantwortet, das Geheimnis gelüftet.
Ausnahmsweise beschließe ich mal ganz normal Essen zu gehen, da ich Heißhunger auf Lasagne a la Italia habe. Da ich dann aber a) kein Restaurant sehe und b) realisiere, das hier sicher alles nach Pepperoni schmeckt, lande ich doch bei Joghurt und Tuna aus dem Laden.
Meinen heutigen Schlafplatz erreiche ich am vermeintlichen Ende eines Sandweges schon um 19.00, da ich nicht gleich wieder den Dickrollweg zurück will.. Ich schau mir die Wellen an und träume 2 Träume: 64 (das war meine Fahradkuriernummer) und "Opa stirbt, Oma läuft mit mir in´s Meer hinein, nachdem kleine Sandflöhe über die Isomatte eine Straße gebaut haben." Ja, die Welt der Träume.
Es geht weiter zur lybischen Grenze. In dieses Land komme ich wie erwartet nicht rein als Fahrradeinzelfahrer. Mein Projekt ist also gescheitert.
Zurück durch die Einöde wollt ich nicht mehr per Rad. Aber mach das einem Leerrollfahrer ohne Landessprachkenntnisse begreiflich...
An der 2. Tunesischen Bullenstraßensperre gelingt es mir einen Combi-Taxifahrer zur Mitnahme zu überreden. Er will 20 Dinar bis Tunis. Das ist kaum mehr wie der Zug ab Gabes. Ich denke "Prima".. Doch bei der 3. Polizeisperre will er dann 20 bis zum nächsten Ort und 200 bis Tunis. Ich will aussteigen, was er aber auch nicht will.. Und so krieg ich die Fahrt bis 3 km vor den Ort gratis (nach Diskussion). Ab da soll ein Bus inklusive Rad auch 20 Dinar kosten. Als dann doch 25 verlangt werden legt ein Übersetzer die fehlenden 5 drauf. DANKE! Morgens um 5 bin ich da und kann schlafen.
Bevor ich zur Fähre zur Fähre (kein Schreibfehler!) komme, mach ich Halt bei einer Italia-Tunesia-Italia-Spedition um evt. Mein Rad als Beiladung transportiert zu bekommen. Der Chef kennt mich! Wir trafen uns zum ersten Mal am Flughafen vor 2 Wochen! So kann ich e-Mails lesen und Schreiben und er sendet ein mit seiner Digitalkamera gemachtes Bild an meinen Freund. Zu finden nun unter Bilder/Tunesien (rechts unten).
Und das beste: Dazu gibt er mir großzügige 70 Dinar für die Fähre..! Ich frage noch bei einer anderen Spedition, die wiederum von mir, von ihm wusste..
Da die Speditionen Tunesiens ein vielfaches des Fährpreises wollen frage ich bei Meyer & Meyer aus D-Land erst gar nicht nach. Aber auf der Fähre zur Fähre (die übrigens kostenlos zu benutzen ist. In Stoßzeiten fahren sogar 2 im Pendelverkehr) treffe ich den Bruder dessen Niederlassungschefs, der mir sogar mein algerisches Geld gewechselt hätte, das ich ja zuvor in aufwendiger Aktion am Flughafen wechselte.
Der Bruder des Chefs der 3. Spedition wechselt mir 70 Dinar in 105 DM + 4 Dinar (also 1,20DM mehr wie ohne den Wechsel) Bei einem Hotel bekomme ich für 12 Dinar 10 USD, die bei der Fähre als 13 zählen. Als mir dann an der Fähre doch auf einmal 2 Dinar "fehlen", brauch ich mich über deren Verbleib keine Gedanken zu machen, da ein anderer Reisender von sich aus 5 spendet.
Am Sammelplatz der Fahrzeuge sehe ich dann, wie viele per Trailer da sind und komme so auf die Idee zu fragen ob jemand mein Rad für die Überfahrt mit rein nimmt. Ich finde auch Jemanden, aber die Fährgesellschaft will NUN auch die 17 Dinar für´s Rad, wenn es in einem Trailer ist... Hätte ich vorher nix vom Rad gesagt wäre alles klar gewesen.. Man will mir nun mein Geld insgesamt zurückgeben und ich solle mir eine andere Fährgesellschaft suchen.. Das ist das gleiche, als wenn ich von Hamburg nach Köln fahren will und die DB sagt "fahren Sie doch mit einem anderen Bahnunternehmen!"..
Unmittelbar vor der Einschiffung versuchen Händler die letzten Dinars der Touristen zu kriegen und Motorradfahrer aus Italien sammeln für mich und bekommen immerhin 50 DM -darunter eine 20 USD-Note- zusammen.
Die Dinar, die ich jetzt noch habe kann ich so gerade in 16.000 Lire umtauschen, da es a) gerade 10 Dinar (Mindestumtausch) waren und b) mir ein Karavanfahrer aus Rahlstedt seine Umtauschquittung gibt. Ohne diese kann man nichts zurücktauschen. Bürokratie wo es geht. Überall auf der Welt.
Das Boot legt mit über einer Stunde Verspätung ab und der Sturm nimmt so stark zu, dass ich um die Ecke geblasen werde (im Schlafsack liegend) und um 3.00 Uhr nach innen flüchte, wo Lichtüberflutung herrscht. Kein Wunder, das bei dem Geschaukel einige nicht schlafen können und Seekrank sind... Ich hatte eine gute Grundlage im Magen, da ich rechtzeitig am Büffet war, als eine ganze Gruppe (italienische Armee oder Gendarmerieangehöriger) aß und einer mir eine Überzählige Essensmarke gab. Dafür bekam ich kostenlos Lasagne, Fritten, Käse, Brot, Fanta und dann auch noch die übrigen scharfen Nudeln eines anderen.
Zur Erinnerung: Auch schon in Alcerias, als wir nach Marocco rüber wollten war Sturm.
T U N E S I E N S
K Ü S T E
I S T D I E
L A N G W E I L I G S T E
R E G I O N,
D I E I C H J E
B E R E I S T H A B E!
Gefolgt von den Ebenen PAKISTANS und der Region zwischen dem Westen der USA und Chicago.
UND HIER DIE RANGFOLGE FÜR DIE INTERESSANTESTEN MEINER 34 REISELÄNDER: NORD-IRAN, USA, TSCHECHIEN, ALGERIEN, PAKISTAN.
DIE GASTFREUNDLICHSTEN LÄNDER: ALGERIEN, MAROCCO, NORD-IRAN, TUNESIEN, USA (in dieser Reihenfolge)
DAS UNFREUNDLICHSTE: MALLORCA
DIE UNSICHERSTEN: ALGERIEN, MAROCCO, TUNESIEN, USA, PAKISTAN, RUMÄNIEN, TÜRKEI, SPANIEN (in dieser Reihenfolge
DIE STINKENSTEN: TUNESIEN, PAKISTAN.
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© by Holger Halfmann & Jens Jacobsen 2001
In eigener Sache....
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Freue mich über Hilfe..
..da ich bisher immer nur ein halbes Jahr fahren konnte und dann zur Arbeit zurückfliegen musste, macht es Sinn, wenn ich ohne Unterbrechung durchfahren könnte.
Die sonst entstehenden Flugkosten sind höher, als die Lebenshaltungskosten vor Ort für ein halbes Jahr.
Daher bitte ich Sie um Spenden (so wie Sie es ermöglichen können, also egal ob 0,50 €, 1.-€, 10.-€ 50.-€ oder 100.-€ einmalig oder (besser) regelmäßig
Als Gegenleistung ist die Nutzung meiner Homepage kostenlos!
Ich finde die Bitte um Mitfinanzierung auch legitim; denn das Schreiben des Tagebuchs hat einen Gegenwert von mindestens 500.-€/Monat, wenn es mit nur 10.-€ /Stunde entlohnt würde. (Nicht gerechnet die Zeit, die man braucht um das zu erleben, was man schreibt...) Aber das die Bitte nach Mitfinanzierung in Deutschland auf taube Ohren stößt ist eben typisch deutsch.
Im Ausland habe ich da bessere Erfahrungen gemacht bei PERSÖHNLICHEN Kontakten.. (steht in diesem Tagebuch)
Comdirekt Konto 551227200 BLZ 20041133 von Holger Halfmann
Mittwoch, 4. April 2001
Zuvor erfuhr ich in der Sendung WISO der Deutschen Welle aus Köln (Radio), das dem Neuen Markt (Börsensegment) 6%-Schritte in den X-ten Stock des Kellers schon nicht mehr ausreichen - jetzt müssen es schon 9% (oder 70% für Einzeltitel) sein. Binnen Stunden! (Die Postkarte auf die ich diesen Teil des Reiseberichts schrieb zeigt sarkastischerweise 2 Kamelköpfe mit der Sprechblase "Take it Easy"...)
Am frühen Morgen träume ich einen EXPO-Alptraum:
Ich öffne vorsichtig eine Türe zu einem Büro nur einen Spalt weit undschließe sie wieder ebenso vorsichtig, als ich sehe, das die Tipse telefoniert. Als sie fertig ist schmeist sie mich raus, ohne das ich mein Anliegen vorbringen kann. "Was mir einfallen würde zu lachen und zu sagen, das dauert ja wieder lange" meint sie obwohl sie ruhig war. Getroffene Kühe muhen vorsorglich aus schlechtem Gewissen, auch wenn sie gar nicht getroffen wurden...
Die Oase von Gabes ist nach all der Langweile zuvor eine Erfrischung für´s Auge. Ich bekam Möhrchen geschenkt und will diese nun zum Teil in einem Obstladen in Erdbeeren umtauschen - doch er mag nicht. Stattdessen krieg ich eine Tüte Erdbeeren gratis dazu.
Die 14 Tage Fahrt von Tunis zur lybischen Grenze sind quasi weniger wie 1 DM wert, denn es gibt von den tunesischen Eisenbahnen eine Karte für 19 Dinar. Die gibt 7 Tage freie Fahrt. Ich und das Rad kosten aber für nur eine Fahrt 18,5 Dinar!
Nach 60 km hatte ich dann die Wahl zwischen SUPERSTECH (Stechmücken) und SUPERSCHWITZ. Nach Mareth beschließe ich Richtung Jerba abzufahren um dem ewigen Gerolle (Autos, Mistkarren, Stinkmobile, Superroll=LKW´s) zu entkommen. Doch es rollt hier genauso. Also fahre ich eine unfertige, unasphalthierte Straße bis Sidi Makhlouf, wo mein Rad auf die Straße verfrachtet wird. Tunesische Gastfeindlichkeit. Ohne jeglichen Grund, ganz kurz bevor ich mit Schreiben dieser 6 Zeilen fertig war. Und für die Menschen hier gibt es keinerlei Unterschied zwischen Joghurt mit Früchten und aromatisierten Joghurt. Oft gibt es nur letzteren. Aber den Unterschied will man hier nicht verstehen. (Er liegt in der Natürlichkeit und im Geschmack) Für die ist alles "kifkif" (heißt gleich).
Interessant ist nur, das es gerade hier beide Joghurtarten gibt. Wo sie doch angeblich kifkif seien..
Montag, 2. April 2001
Ich falle wieder auf die Lehmwege rein!
FAZIT:
HAT ES WÄHREND DER LETZTEN WOCHE GEGOSSEN VERGEß LEHMWEGE!
Als ich einen alten Motorradreifen finde schlage ich der Fahrradindustrie erneut ein Schnäppchen: Ich trenne die Ränder mit einem vor Jahren auf einer anderen Biketour in Italien gefundenen scharfen Messer ab und füge die Lauffläche als 3. Gummi in meinen Vorderreifen ein. Wäre da nicht eine kleine Lücke hätte ich jetzt fast ein Schlauchloses Vorderrad.. Bin mal gespannt wie lang dies nun die Lebensdauer meines Reifeneigenbaus noch verlängert..
Und hier eine Warnung an alle, die auf das Cover des Cakes of Fruites auix Rosines hereinfallen. Hergestellt in Lybien in der Zone industrielle JEBEL EL OUST, Code Postal 1111. Die kandierten Früchte befinden sich wie so oft nur auf der Verpackung und sind nicht essbar. Angeblich wären die Früchte auf meine Reklamation hin "in der Mitte". Und so dauert´s lange, bis ich meine bezahlten 1700 zurück erhalte. Da ich jetzt viel Kleingeld habe wechsele ich in 1 Dinar-Stück - dachte ich.. Er gibt 5 in marokkanischer Währung. Das bemerke ich erst 10km weiter in
S-Fax, als ich eine 2. Dose Schokocreme kaufe, die dort über 1 Dinar weniger kostet als sonst wo. Mehr Inhalt für weniger Geld, wie in dem Laden, wo ich mit dem Geldwechsel betrogen wurde und zu dem ich jetzt wieder zurückfahre. Der Besitzer ist gerade nicht da und ich habe (verärgert) Zeit zum Nachdenken. Ich komme zum Schluss, daß der Besitzer mit mir spielte, denn anderseits gab er mir auch Zucker für eine Dattel und eine Erdnuss... Als der Besitzer zurückkommt setzt er das Spiel fort. Er hat schon ein Geldstück in der Hand aber läst es nicht fallen als ich meine Hand unter seine halte. Beim 2.ten Versuch landet die Münze im Gegenwert von 1,55 DM endlich in meiner Hand...
In S-Fax gibt es ein gutes System bezüglich der Geschäftsöffnungszeiten. Im allgemeinen gilt, das man in der Neustadt Sonntags schließt, während die Geschäfte in der Medina (Altstadt) am Montag geschlossen sind (heute). Eine Ausnahme bilden neben Tabakläden (und weiteren Ausnahmen) die Etablissimaets der hiesigen Herbertstraße : In einer verwinkelten Sackgasse bieten Frauen freizügige Blicke auf Ihre Körper und für wenige Dinar Ihre Dienste an.
Die Medina erreicht man durch 2 ebenerdige Haupttore oder durch mindestens 3 Nebentore, die nur über Treppen zugänglich sind.
Nach S-Fax geht die bekannte Oliveneinöde wieder los...
In Nakta sehe ich in einer Näherei eine Nähmaschine, die gleichzeitig 5 statt 2 Fäden verarbeitet...
Am Nachmittag wünsche ich mir erstmals, da kaum noch neues passiert, wieder bei meinem Bär in Hamburg zu sein, fernsehen und für INRA zu baggern. Die nächste Fähre nach Sizilien fährt Montag und heute ist Dienstag...
Rollsturm nach Rollsturm. Nicht endende Ebene. EIN ALPTRAUM!
Erklärung Rollsturm: Schnell vorbeibrausender LKW, der einen Luftsoog erzeugt..
© by Holger Halfmann & Jens Jacobsen 2001
Sonntag, 1. April 2001
Am Nachmittag hab ich die Schnauze voll und fahre wieder ab von der Hauptstraße zum Meer.
Wieder auf Asphalt bekommt mein von anderen bereits vor 1.800km weggeworfener Vorderreifen ein Loch, das ich mit einem Button (ohne Nadel) aus Marokko stopfe. Dort hatte ich auch den Originalvorderreifen nach hinten montiert und vorne 2 Leichen aufgezogen. Wieder zurück im Lehmweg muß ich diesmal feststellen, das dieser noch nicht trocken genug ist zum fahren...
FAZIT:
Hat es während der letzten 24 Stunden gegossen vergäßt Lehmwege!
Samstag, 31. März 2001
Kurz vor 10 erschüttert dann wieder ein tränenrührender Rückblick der Deutschen Welle die Welt. Das Thema sind amerikanische Massaker Ende der 60er in China. Am Ende des Beitrags drückt sich zynisch die "Voice of America" in die DW und das Wort "Milosowich" fällt... Wie viel Leid haben die Yanks der Bevölkerung hier wieder zugefügt. Genauso wie Milosowich.
Ich fahre die meiste Zeit des Tages entland der Steinküste, so daß ich das Rauschen des Meeres immer hören und oft auch sehen kann... Kein Asphalt. Die Straße geht weiter im Landesinnern - ist also mal wieder falsch gezeichnet in der einfachen Tunesien-Karte. Kurz vor 15.00 Uhr tut meiner Seele der Frevel der Sägen weh und ich fahre zurück um zu erfahren weshalb in Sekunden das vernichtet wird, wozu die Natur 20 Jahre brauchte (und wieder brauchen wird). So komme ich zu Kartoffel-Cuscus und 5.5 Dinar Spenden. Einen Tageslohn der Waldarbeiter...
In Chebba Port gibt es einen Turm den man besteigen kann. Kurz bevor ich den Ort verlasse winkt man mir aus einem Imbiss zu und ich bekomme Tomaten-Lauch-Pepperoni-Salat (die Peperonie sortier ich aus) Sardinen, Brot, Fritten, Kohlsalat und 2-verschiedene Ei-Zubereitungen Diesmal war die Auftischung aber offenbar ein Missverständnis. Denn als ich mich verabschiede will er doch 2 Dinar (Normalpreis währen sogar 5 Dinar). Als ich erkläre, das ich gar nichts bestellt habe verzichtet er aber darauf... Als Gegenleistung hatte ich ohnehin schon 4 Reifen aufgepumpt...
Typisch Afrika:
Als ich heute Joghurt an einem Laden esse und die leeren Becher dem Laden zurückgebe fliegen sie gleich wieder raus auf die Straße.
Die erste Speiche ist jetzt auch wieder gebrochen. Schlafe im Zelt, das dicke Regentropfen auffängt und durchplatschen lässt...
--© by Holger Halfmann & Jens Jacobsen 2001--
Donnerstag, 29. März 2001
TUNESIEN per Fahrrad - EIN TAGEBUCH
Dabei fällt mir ein, das ich in Algerien oft an Werbetafeln "INRAlgerie" vorbei fuhr.
In Tunesien sind Desinfektionswannen vor JEDEM Betrieb, der mit Tieren zu tun hat übrigens Standard. So badete ich meine Reifen eben auch bei einer Hühnertötungsanlage um Wasser zu besorgen. In einem konnte ich so waschen. Sowohl Haare und Achseln wie auch meine angesammelte Wäsche... Der Stop brachte mir zusätzlich 2,5 Dinar an Spenden. (Durch diese Web-Seite habe ich allerdings noch keine einzige bekommen . Aber vielleicht können SIE das ja ändern!...)
Im Gegensatz zu den beiden anderen MAGREB-Staaten ist Tunesien mit Ausnahme des äußersten NordWesten zum Radfahren langweilig.
Parallel zur GP1 führt eine mautpflichtige Autobahn. Ich kann nicht verstehen, wieso sie benutzt wird.
Ich bin hin + her gerissen, mit meiner(fast)wahren Algerien-Geschichte weiterhin Geld zu verdienen. Für´s erste habe ich es aufgegeben, aber es ist doch zu verlockend... Und so gelingt es auch nicht ganz ohne: In einer Pizzeria will ich bezahlen und erhalte mein Geld zurück. Wohl weil ich dem Wirt, zur Begründung, warum ich nichts trinken mag, eben doch meine Algerien-Geschichte erzählt habe... Er ist Algerier und schenkt mir noch eine Tüte mit Erdbeeren und Orangen...
Ich fahre zum Strand runter. Dort wollen sie die Touris für dumm verkaufen: An einem Ausfluß steht tatsächlich ein Schild "Regenwasser" in 5 Sprachen. Die Pfütze darunter stinkt aber penetrant nach übelster Kloake. In die gleiche Kategorie gehört die Tatsache, das es in jeder Stadt einen "Umweltschutzboulevard" gibt. Allein der Zusammenhang Straße und Umweltschutz schließt sich gegenseitig aus.
Ich fahre bis Mitternacht, da die gesamte Region Sousse/Monastir mittels Laternen verbunden ist. Ich schlafe in einem Rohbau, da es angeblich regnen soll. Und tatsächlich fallen einige Tropfen.
Am Flughafen frage ich nach der Flugverbindung Hamburg - Palermo, um noch eine Möglichkeit zu haben an die Italien-Karte zu kommen, wenn Jens -wie ich vermutete- die Italien-Karte nicht abgeschickt hat.
Jens hatte die Karte dann doch abgeschickt; aber die italienische Post hat kein Postabkommen mit der Deutschen und so ging die Karte "postwendend" zurück und kam nach meiner Rückkehr in D-Land wieder bei mir an -> siehe hierzu meine Meinungs-Beitrag "Kein Postabkommen - postlagernde Auslandspakete nicht möglich!"
Ich bringe es aber nicht über´s Herz, die anscheinend ausschließlich Deutschen Urlauber nach Geld zu fragen. Dennoch erhalte ich irgendwie ein halbes Baguette kostenlos. Touris fragen lass ich aber bis auf weiteres zumindest ohne direkte Gegenleistung. Wenn aber jemand Datteln für eine Spende haben möchte...
Um 15.00 Uhr zwingt mich ein 30- Minuten-Sturm zu einer Zwangspause.
In Mahdi, zu dem ich die letzten Kilometer durch einen Salzsee kam, als die Straße in´s Land abbog, kann man um eine Halbinsel herum fahren und durchfährt dann einen Friedhof. Statt des Boulevard "Enviroment" gibt es einen Place "Enviroment". Das kann schon eher angehen. Als ich nach einem Ersatzventil frage finde ich mein altes plötzlich wieder, das ebenso plötzlich wieder funktioniert.
Und der Radladen Musa findet eine zum Einbau benötigte Überwurfmutter.
Ich fahre ab von der Hauptstraße in Richtung Meer und verbringe die Nacht zum
Montag, 13. November 2000
Um 6:50 geht es mit dem aller ersten Licht, das auf der Straße erkennbar ist, los. Um 6:53 allerdings bereits der erste ausgedehnte Stop, da rechts des Weges gefüllte Obstkisten meine Neugier herausfordern. Da die Mauer leicht zu übersteigen ist und es noch menschenleer ist, erkunde ich den Inhalt. Sie waren mit Tomaten gefüllt. Da dann auf dem Boden eine Kiste steht, in der schon 2-3 fehlen, nehme ich mir auch eine Tomate mit. Hierzu ein grundsätzlicher Vergleich: Wenn vom Strand ein paar Leute, und mehr werden es nie sein, ein paar Handvoll Sand mitnehmen, so ist es nicht weiter schlimm. Wenn aber ein ganzer LKW voll mitgenommen wird, fällt es schon auf. Genauso ist dies mit den Tomaten, bei der Menge kann ich Diebstahl erst bei einer Kiste oder mehr erkennen. Und ein Unterschied ist es für mich auch, ob ich so ergattertes gleich selber esse, oder horte und gar weiter verkaufe...
Sonntag, 12. November 2000
Der Reihe nach: Ich sitze auf einer wie zum Frühstück geschaffenen Steinbank, als ein Auto etwas tiefer eine Frau mit Hund entlässt. Da ich mal wieder wegen der Benutzung kleiner Straßen nicht genau weis, ob ich da bin, wo ich gluabe zu sein, frage ich das übliche "Englisch, Deutsch" . Da sie letzteres spricht, kommen wir ins Gespräch. Dabei stellt sich heraus, das ich da bin, wo ich auch vermutet habe; das sie aus Deutschland ausgewandert ist und in einer einfachen Hütte ohne Strom und Wasser lebt.
Es ergibt sich, das Sie kurz meinen Spendenaufruf anschaut und sie sagt, daß sie etwas geben würde, wenn sie etwas dabei hätte. Sie geht ihres Weges. Ich frühstücke und vergeß mittlerweile, das sie per Auto da ist und pack sie in die Schublade "Gute Ausrede oder ?".
Da sie zurückkommt während ich noch da bin, kann ich das "oder ?" klären: Ich frage wie weit ihre Hütte denn weg wäre, da - wenn dies maximal 5-10 Minuten sind, könnt ich ja mitgehen um die 50 oder 100 Pesetas entgegenzunehmen, die sie gegeben hätte, wie sie zuvor gesagt hatte. Die Entfernung kriege ich irgendwie nicht ganz raus, bekomme aber wohl mit, daß meine Schublade richtig war. Ganz zum Schluß sagt sie dann im gehen, daß ich doch arbeiten solle, was sie entgültig entlarvt.
So enden einige Gespräche, denn manch einer sagt unherausgefordert nicht das, was er tatsächlich denkt und wenn ich das so empfinde frage ich penetrant nach, damit mein Gegenüber sein wahres Gesicht zeigt, was mir hier auch gelang- dachte ich... Die Sache ist für mich abgeschlossen und ich denke noch, daß der wahre Grund ist, daß sie gar nicht so nahe wohnt. Als ich noch mit meinen Pins beschäftigt bin denke ich bei jeder Karre: Toll, wenn sie es wäre, denn ich hätte ihr noch gerne mitgeteilt, daß das auch Arbeit ist, was ich mache. Nur das ich als Arbeitgeber die Menschheit habe; ich also diese dann auch für meinen Lohn fragen muß (in der ersten Welt).
Das unglaubliche passiert - sie kommt tatsächlich zurück und drückt mir 1.000 Pesetas in die Hand, also 10-20 mal soviel wie sie ursprünglich angab, gegeben zu hätten, wenn sie hätte... Und so passen all 10 Puzzleteile: (Kleine Straße/ Spaziergang der Frau ohne Geld/ penetrante Nachfrage/ Auseindergehen im Streit/ Pin-Verlust/ Frühstück/ Mallorca/ EXPO/ Geburt der beteiligten Personen/ Welt) genau ineinander. Hätte nur eines gefehlt, hätte es die gleiche Situation mit den 1000 Pst nicht gegeben. Die Frau dachte, wenn der schreit, dann muß der schon einiges erlebt haben, und bevor der jetzt am heiligen Sonntag nichts zu essen hat, fahre ich zurück. Das hat sie mir so erklärt. Und genau dieses Mitleid einiger Menschen ist der Schlüssel zum Erfolg meines Projekts "Umverteilung von unten". Da die Kirche eine der reichsten Gruppierungen weltweit ist, habe ich auch keine Skrupel mir Zuwendung von ihr zu nehmen. Ein Motogrossfahrer springt noch über eine Mauer, in der Kirche werden Dosen gesammelt und ich sammel mit auf meinem weiteren Spaziergang; finde dabei noch Schleckereien und heraus, das alle 5 PSTs-Stücke verschiedener Jahrgänge anders aussehen.
Das bringt mich auf die Idee in der nächsten Stunde alle Menschen, die mir als Touristen begegnen, nach einem 5 PTs-Stück zu fragen. Dies macht aus den anfänglichen 45 PSts 166 PSTs und bringt die Gewissheit auf Mallorca auch ganz ohne Geld und herkömmlicher Arbeit zu überleben. Man könnte es testweise auch mit anderen Münzen (25/100/500) probieren, wobei ich glaube mit 100 oder 500 Stücken klappt es nicht!.
Um 14:00 geht es endlich weiter! Also bei 20 - 40 Km pro Tag eine richtige Erholung / Urlaub! ( nur Mallorca, als Abstand zur EXPO).
Anmerkung 2008: Ich hatte damals vor eine Verbindung per Rad zur Expo in Aichi/Japan herzustellen.
Ich brauche wohl kaum zu erwähnen, das die gestriegen "Regenwolken" keinen nenneswerten Niederschlag brachten, sondern nur zu hoher Luftfeuchtigkeit / Nebel führten. Eine Magnesium-Tablette begann sich beim Frühstück aufzulösen. In Petra ist es mir im "Jar des Padrins" einmal gelungen, ein leckeres Reststück (35%) einer Paella aus der Küche zurückzubekommen, das sonst garantiert im Müll gelandet wäre; obwohl oder gerade, weil man zuvor nicht bereit war, mir für 100 PSTs etwas warm zu machen! Es macht auch Spaß ohne Geld zu leben, kostet nur ein wenig Überwindung, aber wenn man es erst einmal geschafft hat in der angenehmen Wärme hier...