Dienstag, 19. Juli 1988

Mal ein paar Gedanken aus eigener Erfahrung zum Thema Knast:

Ich komme darauf wegen eines Berichts von einem inhaftierten Nato-Gegner. War ja auch in Kehl aber wir kamen nicht über die Brücke...

Ich war 1988 wegen totaler KDV und Blockaden der Friedensbewegung selber 6 Monate im Bau (Berlin, Mainz, Kaiserslautern). In der JVA Kaiserslautern gab es damals vom Pfarrer wenigstens regelmäßig Videoabend auch mit Tagesschau und Info.

Zum Hofgang bin ich NIE gegangen - WOLLTE Einzelzelle. Und nicht mit irgendwelchen Bankräubern zusammen sitzen - hatte einen ganz anderen Hintergrund. In den Bunker kommst Du auch wenn Du Hungerstreik machst (klar wirste dann Zwangsernährt wenn Du es lange genug machst) oder wenn Du andeutest nicht mehr Leben zu wollen. Damit wollen Sie Dich brechen. LICHTFOLTER 24 Stunden Licht. Schrecklich!

Wenn ich mir so vorstelle, da bin ich mit nem jungen Mann zusammen würd den gern streicheln und darf nicht weil er wahrscheinlich nicht drauf steht - DIE HÖLLE, wenn Du ihn ständig siehst. Hölle ist Knast ja sowieso schon, erst Recht wenn es über 6 monate sind...

Schrecklich auch dieses Reinpressen in den Frühe Henne Tagesablauf. Morgens musste IN DER TÜR STEHEN wenn es Frühstück gibt. Einmal ham se mir die vor der Nase zugeknallt. Es gab meinen Lieblingskuchen - Schokoladenkuchen... Werd ich nie vergessen.

Und jedes kleinste Ding muste beantragen. Bei der Briefmarkenabrechnung ham se in Mainz sogar betrogen. Erst biste Monate lang zwangsläufig drin, wenn de die Wehrpflicht verweigern willst (wird nach §3 Wpflg auch mit dem "Zivil"dienst erfüllt!) und dann willste wegen der Briefmarken bei Entlassung reklamieren und kommst nicht mehr rein..

Hatte damals eine Broschüre mit dem Titel RECHTSstaat BRD geschrieben. Falls die noch jemand hat - würd ich gern nochmal Lesen, was ich vergessen hatte.

Darin stellte ich die Haftbedingungen im DetentionCenter in Denver (Colorado/USA denen in Deutschland gegenüber. In USA war ich illegal von Kanada eingereist, weil in Toronto die Visaausstellung verweigert wurde. Konnte nicht einsehen nach Berlin fliegen zu müssen für einen Aufkleber im Reisepass..

Bei dem Detention Center in Aurora (WSI-INS, privatisiert) erinner ich mich auch noch dran das ständig ne Funke ging "Open 24-3 Jackson" Nur das ssen war gut. Da konnte man zur Ausgabe und es gab allerlei verschiedenes. Liebe das Yenk Essen (besonders Frühstück) ja ohnehin.

2 Fernseher plärrten um die Wette in der Massendorm - einer auf spanisch und der andere English. Einmal die Woche Video - dazu gab´s ne Pop (Dose erfrischungsgetränk zur Wahl - beispielsweise Root-Bier - schmeckt wie Zimtlimo)

Da ich nicht abgeschoben werden wollte brüllte ich im Flieger wie am Spieß, doch es nütze nichts - außer das mir eine Amerikanerin 10 Dollar in die Hand drückte.. Nicht damit ich ruhig bin, sondern weil sie die repression Ihres Landes auch nicht toll fand.

Dabei war es "Volontary Deportating" - aus taktischen Grund, sonst hätte ich keine Chance auf Wiedereinreise später gehabt.. Aber dagegen protestieren wollt ich trotzdem..

Und an ein Lied erinner ich mich das ich ab und an gesungen habe - immer wieder:

We dont care if we go to jail - it is for Peace (Freedom) that we gladly go (2 x) Oh have be lo, o have be lo, but it will need some real streng (2x)

In Mainz, Berlin und Kaiserslautern gibt es wenigstens Knastradio, aber in Hamburg Holstenglacis gar nix. Dahin kommt Mensch beispielsweise, wenn er eine Geldstrafe wegen 2/10tel Sekunden bevor es grün wird über ne rote Ampel am Pferdemarkt fährt deren Schaltung er genau kennt und dann dem Staat natürlch kein verlangtes Gelkd geben will) 24 Stunden Langeweile, allenfalls mal Wichsen und sich eben vorstellen wie so ein Gewitter Dich oder andere (die es nicht mögen..naß klatscht..

Und ab und an die ganze Wut in einem Urschrei herausschreien - DAS HILFT ein ganz klein wenig HASS

KRAFT FÜR ALLE (politischen) GEFANGENEN

WIR SIND ALLE 129a

Keine Kommentare: