Samstag, 11. Juli 2009

Berufsverbot für Flaschensammler

Zur allgemeinen Einführung in die Thematik empfehle ich die Lektüre dieses taz Artikels

Dessen Kenntnis setze ich beim Lesen meines Artikls vorraus. Auf ihn bin ich gestossen bei der Recherche zu selbst gemachten Erfahrungen, die weiter unten Nachzulesen sind.


Ich hab beim Lesen des taz-Artikel einfach nur noch geheult. Das die Supermärkte diesen Menschen das Leben auch noch schwer machen, wo es denen doch sowieso VIEL schlechter geht wie ALLEN, die einen normalen Job haben. In Internetforen lese ich dann auch noch was vom angeblichen Abschaum der Menschheit: Die Flaschensammler. Viele schämen sich dafür. Wieso muß Mensch sich für umweltfreundliches Verhalten schämen? Verkehrte Welt!


Ich habe so eine Wut im Bauch gegen diese Pfandmafia - nur weil es Arbeit macht zu sortieren - wird nur Pfand kassiert und nicht wieder raus gegeben - es ist so unverschämt!


Bei mir ist es ja ein ganz anderer Hintergrund warum ich jedem cent hinterher laufe und eben auch Pfandflaschen sammel. Nicht mit festen Touren, sondern da, wo ich sowiesolang gehe, auf Partys und bei Großveranstaltungen, wo so viel rum liegt das es später weg geworfen wird, gar nicht alles aufgesammelt wird. Abgesehen vom sinnvollen Wiederverwerten und Rohstoffe, Energie sparen ist mein Antrieb, das was ich mit dem Erlös finanzieren möchte:


Ich habe beim Nachlassgericht Hamburg ein hinterlegtes Testament, das verfügt, das bei meinem Tod alles noch verfügbare Geld (woebei ich mich bemühe, das es möglichst viel ist) Entwicklungshilfeprojekten in Afrika (kein Brunnenbau, Quelleinfassungen) zur Verfügung steht. Dabei bedeutet jeder € mehr 1 Menschenleben, da mit jeweils 250 € eine Quelle eingefasst werden kann, die dann 250 Menschen sauberes Trinkwasser liefert.


Statt wie Viva Con Agua der Welthungerhilfe das Geld zur Verfügung zu stellen arbeite ich mit dem Stifterfond der GLS Gemeinschaftsbank (GLS Treuhand) zusammen, da die besser auf sich immer wieder verändernde Situationen reagieren können und mit meiner Stimme das Geld nach meinem Tod denke ich zuverlässig verteilen können. Mit meinen Vorgaben ist daher die GLS die Alleinerbin und nicht das von mir so gehasste Land Germania.


Jeder Einkaufswagen voll Pfandflaschen den ich sammel und nicht abgeben kann bedeutet dabei halt nicht nur 2 Stunden umsonst gearbeitet zu haben, sondern auch 10-18 weniger gerettete Menschenleben. So seh ich das...


Mit diesem Artikel würde ich gern etwas Lobbyarbeit machen für Menschen, die bei uns keine Stimme, keine Lobby haben. Ich würde gern erreichen das die Linke in Deutschland auf dieses Thema aufmerksam wird, es aufgreift und die Pfandmafia angreift.


Hier nun meine jüngsten Erfahrungen:


Schlagermove in Hamburg. 18 Uhr 30 bin ich beim real-Markt St Pauli - der größe Markt in St Pauli der DEUTLICH über 200 qm hat. Ich lade die Flaschen von meinem Rad in einen Einkaufswagen und werde sogleich von der Security belästigt. Ich werde gefragt ob ich die Flaschen nicht Dienstag abgeben könne. Selbstverständlich nicht, denn das bedeutet mehrere Stunden Zeitverlust durch 4 maliges Umlagern und möglicherweise Ärger mit den Vermieterinnen die schon 2 (erfolglose) Räumungsklagen TROTZ bezahlter Miete angestrengt haben.


Dann wird mir, da ich der an mich herangetragenen BITTE (nicht Anweisung!) nicht nachkomme der Zugang verwehrt mit Hinweis auf den Feierabend um 20.00 Uhr. Zur Erinnerung: Wir haben 18.30!


Rückblende: Ich hatte vor ein paar Monaten schon mal Schwierigkeiten Leergut in diesem Markt einzulösen und rief von der Verbraucherzentrale aus die Kundenhotline an. Dort war man empört über das Verhalten des Markts in St Pauli und machte diesem klar das Leegut in UNBEGRENZTER MENGE anzunehmen sei - auch dann wenn es mehrere Einkaufswagen seien.
Bei erneuten Problemen sollte ich von der Information aus die Kundenhotline erneut anrufen lassen. So machte ich mich ohne meinen vollen Einkaufswagen auf den Weg zur Information. Diese weigert sich anzurufen. Ich verlange den Marktleiter. Der stellvertretende Marktleiter Herr Peters lässt darauf hin ausrichten ich könne mein Leergut abgeben.


Als ich 20 Minuten in der Schlange gewartet habe kommt Herr Peters in Begleitung des Leiters der Security (der das Hausrecht hat, wenn beide Marktleiter nicht da sind) und eines weiteren Mitarbeiters und schafft mutwillig eine Situation, die ein Hausverbot als beliebtes Mittel gegen Flaschensammler rechtfertigen soll:


Es sind alle 3 Pfandautomaten in Betrieb und alle Kunden nehmen immer den nächst frei werdenden. Das ist Gerecht. Wie bei der Post oder im Reisezentrum. Doch ich solle an einen ganz bestimmten Automaten gehen, wo 2 andere Flaschensammler anstehen so das es statt 30 Minuten 70 Minuten dauern soll. (selbst damit wäre ich also vor Feierabend drausen gewesen, der Feierabendvorwand war also ganz klar vorgeschoben.) Doch ich laß mich nicht discriminieren durch in Kundeneinteilung in zweite und dritte Klasse und protestiere erst mal.


Als ich merke so nicht weiterzukommen und dabei bin zum zugewiesenen Automaten zu schieben stellt sich mir der Leiter der Security in den Weg und behauptet paradoxer Weise "Ach Sie sind ja unkooperativ, dann erteile ich Ihnen jetzt schon Hausverbot". Alle anderen in der Schlange durften abgeben - dafür habe ich 2 Zeugen.


So wird die Pfandverordnung ÜBERALL unterlaufen. Rechtlich müssten zumindest die PET-Flaschen und Dosen angenommen werden.


Würde ich mich nun weigern zu gehen wäre es Hausfriedensbruch. Flaschen abzugeben wäre also, egal wie, nicht möglich. Alle Arbeit war VÖLLIG umsonst. Ich schiebe den Wagen aus dem Markt um die Kundenhotline anzurufen. Da ich kein Telefon besitze muß ich also nun einen Bürger finden der einen Festnetzanschluß hat. Mein Eigentum im Wagen kann ich nicht mitnehmen, da die Räder beim Verlassen des Geländes blockieren.


In der Nähe war das Beckstraßenfest. Angeblich besitzt NIEMAND in der Straße ein Festnetztelefon. Wer glaubt wird selig. Trotzdem finde ich jemanden, der mich wiederwillig die KOSTENLOSE 0800erter Nummer anrufen lässt. Ohne Erfolg, da Wochenende ist.

Als ich zurück komme habe ich Glück, das der Wagen noch da ist mit meinen Flaschen. Doch ich mach den Fehler andere Flaschensammler, die mitlerweile auch nicht mehr eingelassen werden über ihre Rechte zu informieren. Zum einen ist dies die Kundenhotline anzurufen (auch wenn gedroht wird Hausverbot zu erteilen, wenn gedroht würde die Kundenhotline anzurufen!...) und zum anderen ist dies Anzeige bei der für das Marktwesen zuständigen Behörde (Bezirksamt Hamburg Mitte Klosterwall 2, 10. Stock Thobaben, 040-2854 3170) zu erstatten. Letzteres geht allerdings nur, wenn Einwegpfand dabei ist, denn Mehrweg ist rein Privatwirtschaftlich.

Dadurch bekam ich nicht mit, das eine Gruppe südländischer junger Männer in schwarzer Kleidung sich meines Leergutes bemächtigten und es in einen anderen Waagen umpackten. Als ich es bemerkte und ich die Leute zur Rede stellte weigerten sie sich mir meine Sachen (dabei 2 Radtaschen im Wert von 99 €) zurückzugeben obwohl auch ein Parkplatzwächter sagte, das es mir gehöre.

Die Leute kamen aber auch nicht in den Markt. Den Kunden wurde nun gesagt, sie dürfen nur einkaufen - Pfand abgeben am Montag. Da ich erst mein unabgeschlossenes Rad sicherte, damit das nicht auch noch entwendet wird im Tumult bekam ich nicht mit, das einer der Täter mit einer der Radtaschen (gefüllt mit PET-Flaschen und Dosen) von dannen zog. Niemand hat irgendwas gesehen. Niemand war bereit oder in der Lage die Polizei zu rufen. Meine eigene Suche blieb erfolglos. Als mir später doch noch ein Notruf gelang um wenigstens Zeugenaussagen der Securoity sichern zu könnnen vor Feierabend kam auch kein Streifenwagen vorbei. Kein Wunder: Auf Seiten der Polkizei ist Mensch sowieso gegen die Flaschensammler und per Schnellpolizeigericht bekommen immer die Marktleiter und Normalbeschäftigten RECHT. SOFORT.

Montags hab ich dann erneut bei der Kundenhotline angerufen. Diesmal 360 Grad Kehrtwende - es wurde aufgelegt. Obwohl es im EDEKA-Markt Paul Roosen Str. nicht EINEN wartenden gab, wurde die Pfandannahme durch Herrn INAN zunächst unterbunden. Dort hat man sogar ein extra Schild gegen die Flaschensammler, das bei Bedarf umgelegt wird... Zeuge sein wollte niemand. im Gegenteil - ich wurde angemacht oder mit tödlichem Schweigen angestarrt. Herr INAN wollte, das ich den Zettel herausgab auf dem ich seinen Namen notierte. Ich solle in sein Büro folgen. Auf dem Weg dahin bekam ich Angst das mir der Zettel mit unmittelbarem Zwang entwendet werden soll. Daher lief ich zurück in den Kundenbereich und sagte das ich dort auf die gerufene Polizei warte. Ich machte das geschehene nun so öffentlich das es nicht nur direkt neben mir stehende mitbekamen. Nur so konnte ich erreichen das wenigstens ein Pärchen die Zivilcourage besas mich zu unterstützen.

Früher waren es die Schwulen (bin selber bi) die Verfolgt und Discriminiert wurden - nun sind es die Flaschensammler.


Was ich erlebt habe, steht nur stellvertretend. Die meisten machen so was leider nicht öffentlich und wenn ich es jemandem erzähle wird es nicht geglaubt. Doch diesmal habe ich 2 Zeugen dafür, die ich gegenüber der zuständigen Behörde angegeben habe.


Ich bitte alle die Negative Erfahrungen mit dem Flaschensammeln gemacht haben diesen Artikel zu ergänzen. Falls mehrere aus Hamburg kommen könnten wir uns auch mal in der Roten Flora Treffen (Vorschlag Montag 20 Uhr in VOKÜ oder Halle, Essen ab 21 Uhr) um ein gemeinsames Vorgehen/Protest abzusprechen. Falls daran interesse besteht bitte in der ergänzung oder per Mail (
hamburgerinformationsradio@googlemail.com) mitteilen!

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